[ 31.10.2013 ] Ach ja, das liest sich schon gut, wenn der alte Walser ins Schwärmen gerät und der Fotografin Karin Rocholl den Berufsstand einer Regisseurin attestiert, die Versprechen erfüllt, das Triumphale, das Schöne herausziseliert, ihre Modelle zu Spielern eines Königsdramas werden läßt. Das macht sich prächtig in diesem Erguß eines Vorwortes – nur halten die Bilder dann nicht mit. Sicher, Rocholl ist eine anerkannte Porträtfotografin, aber ihren hier versammelten Bildern geht das ab, was das Porträtfotografieren unter Gisèle Freund, Peter Lindbergh, Annie Leibovitz und Jim Rakete erst zur Kunst gemacht hat – das Geheimnisvolle. Steht Mario Adorf verhandelnd am Fischstand in St. Tropez, dann taugt das zur amüsanten Anekdote, Rätsel bleiben keine. Auch nicht unterm Lorbeer- oder Blumenkranz.
Walser erkennt die Bedingungslosigkeit der Pose, klar, deswegen sind die Aufnahmen von Hannelore Elsner, zumal die in Schwarzweiß gehaltenen, die von Elfriede Jelinek und die von Isabelle Huppert – während des MALINA-Drehs – auch die besseren in einem Bildband, der ansonsten doch recht sammelsurisch wirkt. Die aus Rocholls Begegnungen mit Bernd Eichinger entstandenen Bilder zogen Aufnahmen mit Doris Dörrie und Nina Hoss nach sich, und deswegen tritt das ein, was die Künstlerin sicher nicht wollte: Beliebigkeit. Als wäre die Künstlerin nie auf der Suche. Zweifellos große Fotokunst hingegen entstand in den Aufnahmen mit Gerhard Richter in Kassel und Berlin in den 80ern. Hier stimmt alles: die Inszenierung, die Tempi in den Bildern, das Abwesende im Gestellten. Eben die Kunst der Pose. Manche der Texte sind reizvoll, gar süß, wenn Adorf den Frauenhelden von sich weist, oder Bernd Eichinger, von dem auch die berühmten Kuschelfotos mit Sean Connery als William von Baskerville beinhaltet sind, enttarnt wird. Immer, wenn er große Abzüge seiner Lieblingsporträts von sich bei Rocholl bestellte, wußte sie: neue Liebe im Anmarsch!
Unterhaltsam wird es auch, wenn über die Zickigkeit der Adjani und Huppert zu lesen ist. Während Letztere zur strengen Selektion gern wie wild über die Kontaktbögen mit Farbstift kritzelte, griff die schöne Adjani beherzt zur Schere. Eine ganz hübsche Geschichte gibt es zum Kleinmut Heiner Müllers, die verbotenen Aufnahmen an der S-Bahn-Station Friedrichstraße erinnern im Stil an den DDR-Fotografen Günter Bersch. Daß Rocholl, schon durch ihre über 20jährige Arbeit beim „Stern“, ein gutes Standing bei Stars und Sternchen hat, belegen auch die Fotos von Veronica Ferres. Aber die Ziellosigkeit gerade bei diesen Motiven wertet den Band ab, denn Ferres war zwar einst ein überzeugendes Schneewittchen, im stehenden Bild wirkt Schnutchen aber schnell billig.
[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.