Tom Shone, 288 Seiten, 250 Abb., Knesebeck Verlag, München, 45,– EUR
[ 30.10.2015 ] 80 wird er im Dezember, was einen selbst auch erschrecken läßt. Das liegt keinesfalls nur daran, daß der Altmeister nun zählbar wirklich einer ist: Wer sich zu den Fans von Woody Allen zählt, tut dies aus gutem Grund seit vielen Jahren, man altert also mit. Da darf man sehr wohl sich schon mal räuspern, sowieso, wenn man reüssiert, daß Allen fast 50 Filme allein als Regisseur gedreht hat. Welch’ Lebensleistung! Na klar sind diese vielen Filme nicht allesamt Meisterwerke, wie auch? Und, das ist das Sympathische am vorliegenden Kompendium, daraus wird auch kein Hehl gemacht. Im Gegenteil, es wird erst einmal verglichen: Malick werden zwei Meisterwerke bescheinigt, Scorsese und Coppola jeweils drei, Allen zählt mindestens zehn auf der Habenseite.
Etwas Zahlenspiel also zum Einstieg in das Buch von Tom Shone, der durchaus Fan ist, aber kein verblendeter. Gut, Shone zählt auch BLUE JASMINE zu Allens Meisterwerken. Hier irrt er, denn der Film mag nicht schlecht sein, ohne Cate Blanchett aber wäre er nur einer unter vielen ... Das Buch verspricht im Titel Vermittelndes über Woody Allens Filme und Leben, letzteres wird aber eher vernachlässigt. Was schade ist, denn Shone weiß ja in wenigen Randbemerkungen, wie eng Allens Werk mit ganz privaten Ängsten verknüpft ist, wofür er herrliche Lampenfieberanekdoten aus den Anfangsjahren in den 50ern und 60ern zitiert. Allens zweites großes Thema, untrennbar mit den Ängsten verbunden, sind natürlich die Frauen. Klar halten dafür die Filme her, keine Frage, aber ein wenig mehr Einblick in den Mensch Allen hätte man sich wünschen dürfen.
Shone entschied sich für chronologisches Flanieren, was meist als braver Lesespaß durchgeht, die Reise durch Allens Wirken stimmt aber auch melancholisch, weil man weiß, daß es keinen Zweiten seines Schlages geben wird: ein einmaliger Träumer, ein Eskapist, ein Neurotiker, ein Dramatiker und ein unverschämt guter Gagschreiber.
Das Blättern durch Woody Allens Oeuvre und ein paar marktanalytische Betrachtungen ist immer kurzweilig, für Allen-Fans dabei eher bestätigend als neu. Wobei man sich bei einer Anekdote ein Schmunzeln kaum verkneifen kann, gerade wenn man weiß, wie Allen seine Skripte heute noch tippt. Von seinen ersten Gagen kaufte er sich eine Olympia-SM-3-Schreibmaschine, 40 Dollar packte er auf den Tisch und verließ den Laden mit den Worten des Verkäufers: „Diese Schreibmaschine wird Sie überleben!“ Wir vertrauen auf die Technik und bitten inständig darum.
[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.