Editorial 10 2022

[ 27.09.2022 ] Herbstsonate. Und letztes Quartal eines Kinojahres, das schon jetzt als ein enttäuschendes gilt. Und auch wenn das Branchenmagazin „Blickpunkt: Film“ allwöchentlich noch jeden knapp am Rohrkrepierer vorbeigeschrammten Filmstart als Erfolg beklatscht, Wegschauen bringt nix: Wir stecken mitten drin in der vielleicht schwersten Krise des Kinos. Wenig konstruktiv ist da, wenn aus ebenjenem Sprachrohr so ganz ohne tiefere Argumentation von schwerreichen Disney-Managern im Ruhestand Zitate purzeln, wonach das Kinogeschäft nun ein für immer schwächeres bleiben wird. Streaming sei eben alles. Ich habe noch immer nichts gegen Streamingdienste, sie mögen bequem sein, und bisweilen locken sie mit echten Perlen, aber sie können (und müssen) aus den bekannten Gründen das Kino nicht ersetzen. Kino und Streamer haben doch bisher ganz gut nebeneinander funktioniert. Daran hat sich auch in der Pandemie nix geändert. Und rückblickend waren Netflix & Co. in der Zeit auch Lückenbüßer mit Abnutzungserscheinung, denn der unique Reiz des Kinos versiegte ja nicht schlagartig am 22. März 2020. Das muß wesentlich stärker vermittelt werden.

Darüber hinaus bleiben Unwägbarkeiten, denn ab jetzt dürfen die Bundesländer wieder bestimmen, ob sie ihren Bürgern wegen eines nun allenfalls mittelschweren Erkältungsvirus’ das Betreten eines Kinos verbieten. Im internationalen Vergleich ist diese „Vorsichtsmaßnahme“ eine rein deutsche Delikatesse, ausgedacht von einem verhaltensauffälligen Arztdarsteller, Pharmareferenten und Pflegekraftbeschimpfer. Das, was für den Herbst beschlossen wurde, wird im Politikersprech gern „Instrumentenkasten“ benannt, den Ländern müßten „Werkzeuge“ an die Hand gegeben werden, ganz so, als ob mit diesem lebensabgewandten Unfug etwas geschaffen würde. Rückblickend bis gegenwärtig läßt sich eher Zerstörung ausmachen. Auch Kinos und Filmverleiher bekommen immer stärker die Auswirkungen des deutschen Sonderwegs zu spüren, die Zurückhaltung des Publikums ist eine direkte Folge anhaltend diffuser Angstappelle. Ein Land nach dem anderen erklärt die Pandemie für beendet, wir kaufen weiter wirkungsarme, oft gar schädigende Impfstoffe und warten auf ein Zeichen einer korrumpierbaren Vereinigung in Genf, ob wir denn bitte auch wieder freier leben dürfen.

Es bleiben gesellschaftlich und kulturell herausfordernde Zeiten. Kritischen Journalisten werden Konten gesperrt, impfskeptischen Ärzten Praxisverträge gekündigt, unbequeme Geisteswissenschaftler werden aus öffentlich-rechtlichen Juries geschmissen, Bibliotheken gar angehalten, „umstrittene“ Bücher aus ihrem Bestand zu entfernen, wann sind eigentlich die Filme dran? Wobei sich ja manch’ Kinobetreiber schon verdächtig machte, als er über den Februar hinaus russische Filme ins Programm holte.

Trotz allem einen zuversichtlich stimmenden Kinomonat wünscht

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.