[ 30.05.2023 ] Nein, ich hatte wirklich nicht vor, im Jahr 1 der Ausrufung vom Ende der endlosen pandemischen Notlage diesem Mann nochmals Aufmerksamkeit zu schenken, aus aktuellem Anlaß kann ich nicht anders. Ausgerechnet Karl der Kleine wurde vom „Philosophie Magazin“ zu Hegel dem Großen befragt, und Lauterbach konnte nicht raus aus seiner Haut und tat wieder das, was er am besten kann: schummeln. Er halluzinierte, daß Hegel dem Corona-Expertenrat nur deshalb nicht beigetreten wäre, weil ja alle relevanten Wissenschaften bestens vertreten waren! Lauterbach verstieg sich gar zur Interpretation Hegels, wonach nur im Widerspruch unterschiedlicher Perspektiven die Erkenntnis des Ganzen erwächst. Mir tut jetzt noch der Bauch weh vom Lachen. Akzeptierter Widerspruch in den Corona-Jahren? Ein beherztes „Ja!“ zu kontroversen Debatten? Die Akzeptanz anderer Einschätzungen? Ich muß im All gewesen sein …
Da Lauterbach in seiner schamlosen Hybris keine Grenzen kennt, legte er nach: „Hegel wäre nicht verwundert, wenn im Laufe der Pandemie die Wissenschaften zu neuen Einsichten kommen!“ Und weil der Biographien-Friseur oft die Grenze vom Schummeln zur faustdicken Lüge überschreitet, verwundert ein Satz wie dieser übers Erlangen von Erkenntnis kaum: „Das ist besonders hart, wenn etwas Unbekanntes wie ein neues Virus auftaucht und in Ungewißheit gehandelt werden muß!“ Offensichtlich schielt der Angstprophet Lauterbach nun nach einer bloß nicht naß machenden Variante der indischen Tradition vom Reinwaschen im Ganges. Was Hegel grundsätzlich von der indischen Philosophie hielt, ist ja weithin bekannt …
Nun, ich bin persönlich in vielen Dingen ganz anderer Meinung als Hegel, der ja unter anderem auch dem antiken Widerspruch aufsaß, daß die Freiheit des Einzelnen niemals losgelöst von der Gesellschaft stehen darf, aber Hegel rührt mich in seiner unverwüstlichen – ich trau mich das einfach mal – Naivität durchaus und in allem Respekt an, wonach einfach gar nichts der Macht der Vernunft widerstehen könne. Dem würde ich mich noch immer zu gern anschließen.
Und was das nun wieder mit Kino zu tun haben soll? Beim Blick auf die jüngere, noch unaufgearbeitete Vergangenheit, die aus Nötigung und Ausgrenzung, Körperverletzung und Denunziation, Maßregelung und Freiheitsbeschränkung, Steuergeldverschwendung und Erpressung, sozialer Ächtung und politischer Übergriffigkeit sowie allerlei anderen Schikanen aus dem Baukasten für totalitäre Auswüchse bestand, kann die Antwort nur folgende sein: leider alles!
Das Aushalten von jeder Menge Widersprüchen in der Filmrezeption und genau deswegen viel Spaß im Kino wünscht
[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.