[ 31.10.2024 ] Sabine de Mardt, Chefin des deutschen Arms von Gaumont, sagte kürzlich: „Es ist Lebenszeit, wenn man einen Film oder eine Serie schaut. Dann muß es auch das Herz berühren.“ Scheint auf den schnellen Blick profan, ist aber genau das Gegenteil und tatsächlich entscheidend eben auch für alle, die mit der schönsten aller Künste zu tun haben: Macher, Vermarkter und Publikum. Gemessen am Arbeitsaufwand, an den Belastungen fürs Nervenkostüm und hinsichtlich eines finanziellen Risikos, sollte es für Regisseure, Produzenten und alle Gewerke beim Filmdreh und im Nachgang auch für Verleiher mindestens gut entschiedene Lebenszeit sein, sich um Entstehung und Herausbringung eines Films zu kümmern.
Daher sollte nur aus vollem Herzen gedreht und schießlich vermarktet werden, was einen selbst bewegt, in Unruhe versetzt, emotional berührt. Das wäre das Ideal, klappt nicht immer, wissen wir alle sehr gut. Und trotzdem: Jeder Zuschauer, der ein Kinoerlebnis enttäuscht oder eben gänzlich unberührt verläßt, ist potentiell ein verlorener Zuschauer. So ist de Mardts Einschätzung als motivierendes Arbeitsmotto für alle Entscheider, Kreativen und Förderer zu verstehen, ein beherzter Aufruf zum Qualitätskino. Filme sollten entstehen, weil deren Geschichten darauf abzielen, erzählt werden zu müssen, und nicht, weil es etwaige Umstände grad hergeben.
Im November finden sich tatsächlich zahlreiche Filme, die gezeigt und gesehen werden müssen! Weil sie berühren, aufwühlen, zum Streiten einladen, zum Wiederschauen verführen. Sean Bakers ANORA, der diesjährige Cannes-Gewinner, ist ein absolutes Muß, Jacques Audiards EMILIA PÉREZ, noch ein Palmenabräumer, ebenso, KONKLAVE von Edward Berger ist ein selten gewordenes Stück besten klassischen Erzählkinos, und RIEFENSTAHL, Andres Veiels Auseinandersetzung mit einer der umstrittensten Regisseurinnen der Filmgeschichte, lädt zum beherzten Diskutieren ein. Und zweifelsfrei tief berührend ist das Schicksal von Aurora und Lucía in REINAS, während der brasilianische Film MOTEL DESTINO ein tiefschürfendes Gesellschaftsporträt liefert – mit erotischem Anstrich.
Wem dies an Argumenten für einen bleibend eindrucksvollen Kinobesuch nicht genug ist, der sei eingeladen, den klugen und wertenden Ausführungen meiner wunderbaren Autoren zu folgen ...
[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.