Editorial 05-06/25

[ 01.05.2025 ] Seit einiger Zeit gibt es im Kino biographische Filme wie Sand am Meer, und nicht wenige stranden künstlerisch, indem sie schlicht zu brav gelebtes Leben nacherzählen. Dabei scheint Filmemachern der Griff zu falschen Zähnen, schief sitzenden Perücken und krummen Nasen bisweilen als Schlüssel zum Glück. Das ist filmisch oft nicht überzeugend, auch nicht zwingend unterhaltsam, manchmal aber trotzdem extrem erfolgreich, wie es das Freddie-Mercury-Stück

BOHEMIAN RHAPSODY vormachte. Das Elton-John-Biopic ROCKETMAN war sicherlich der bessere Film, kantiger, schonungsloser und vielleicht deswegen nicht ganz so erfolgreich. Es ist halt die Frage, wofür diese Filme entstehen – allein, um Fans zu beglücken oder tatsächlich Phänomenen und Genies auch kritisch nachzuspüren?

Letzteres kann durch Filme gelingen, die ihrem Subjekt tatsächlich in die Seele schauen. Dafür braucht es dann auch mutige Schauspieler. In diesem Frühjahr klappte das mit dem Bob-Dylan-Biopic LIKE A COMPLETE UNKNOWN ganz hervorragend. Und nun, im Mai, starten zwei Filme, die es ihm gleichtun: SAINT-EXUPÉRY und MONSIEUR AZNAVOUR. In Ersterem wird gewissermaßen die Vorgeschichte des Mannes erzählt, der später zu Weltruhm mit einer im Original gerade mal 85 Seiten zählenden Geschichte gelangen sollte: Antoine de Saint-Exupéry, der Schöpfer von „Der kleine Prinz.“ Es ist ein wunderbar eigenwilliger Film geworden, einer über echte Freundschaft, der im Prinzip nicht direkt vom Autor, dafür vom Zeichner und Piloten erzählt und damit die Fährte legt, wie so ein Mensch sein und werden muß, um später Hinreißendes wie den „Prinzen“ zu schaffen. Saint-Exupéry war ein formidabler Nerd, bevor es überhaupt ein Wort für solche Typen gab, und Louis Garrel hat äußerlich so gar nichts von Saint-Exupéry – so frei kann man von interessanten Biographien erzählen!

Ebenfalls genial, ebenfalls keine Heldenverklärung und doch ganz anders – MONSIEUR AZNAVOUR. Wie Tahar Rahim sich den Chanteur furchtlos und uneitel einverleibt, er regelrecht zu Charles Aznavour wird, ist zweifelsfrei augenreibend verblüffend, darüber hinaus aber gelang es wohl selten wie hier, Fans zu begeistern und zugleich den Menschen hinter dem Superstar zu erfühlen.

Interessante Lebensgeschichten im Kino wünscht

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.