Label: Good Movies
Genre: Dokumentation, Polit
Regie: Andres Veiel
Diese Edition ist nicht nur einfach eine 5-Filme-Sammlung des derzeit populärsten deutschen Dokumentarfilmers, sie ist auch Zeugnis eines Werdegangs, der Reifung eines Sichausprobierenden zum echten Künstler. Veiels Theaterherkunft ist auch in seinen Filmen offensichtlich, allerdings waren die ersten Bretter kaum welche, die die Welt bedeuteten: er gründete 1986 eine Theatergruppe in einem Gefängnis, überwarf sich mit der Leitung, als er ein zensiertes Stück dennoch aufführte. Dies trieb in die Arme einer Theatergruppe von älteren Damen. Ein Stück ward von ihm geschrieben, in deren Zentrum eine alternde Diva steht, die in einem Altenstift aufs Abstellgleis gerät. Die Idee zu Stück und dem begleitenden Film WINTERNACHTSTRAUM aus dem Jahre 1992 überzeugte auch die alte Schauspielerin Inka Köhler-Rechnitz, zumal sie ein letztes Mal auf ihrer allerersten Bühne stehen sollte, im wiedererblühten Görlitz. Anrührend, schrullig, unerbittlich, wenn auch filmdramaturgisch manchmal etwas klapprig, fasziniert Veiels erster Film vor allem durch die miteinanderverwobenen Themen: ein Schauspielerleben, das Treffen auch falscher Entscheidungen und das leise Wehen beim Abschiednehmen.
Etwas dröge entpuppt sich BALAGAN, in dem sich Veiel in einer Kollage aus Performance und Gesprächen mit den Machern eines Theaterstücks über den Holocaust beschäftigt. Da ist DIE ÜBERLEBENDEN auch filmisch schon ein anderes Kaliber. Ein Treffen von Veiels alten Klassenkameraden ist der Ausgangspunkt für eine Spurensuche, eine Suche auch nach den Gründen, warum sich drei der Mitschüler jung umbrachten. Da wird ganz sensibel und kunstvoll entflochten, was die jungen Männer aus der Bahn warf: ungeheurer elterlicher Druck, Probleme mit der - auch sexuellen - Identität, patriarchalische Kraftproben, zermürbender Kleinstadtmief, politisch gefärbte Wut und eine unheilbare Krankheit. Veiel erweist sich als konzentrierter Zuhörer, und in kleinen, aber zielsicheren Schritten seziert er Mißstände im Miteinander heraus.
Kernstück der Box ist das wahrhaft meisterliche BLACK BOX BRD. In Parallelmontage werden die Lebensläufe des RAF-Mitglieds Wolfgang Grams und des erschossenen Bankers Alfred Herrhausen analysiert, Motivation, Persönlichkeitsfacetten und Lebensumstände werden herausgearbeitet, und dabei wird ein sehr großer, dabei dennoch runder Bogen über Sinn und Unsinn von Gewalt geschlagen.
Daß Veiel den Witz im Dramatischen zu erkennen und das Tragische in der Komik herauszufiltern versteht, zeigt sich in seiner Schauspielstudenten-Doku DIE SPIELWÜTIGEN. Hier kulminiert Veiels Prinzip auf wiederum gelungene Weise, rein Dokumentarisches mit Inszeniertem zu verbinden. Es ist also nur eine Frage der Zeit, bis Veiel mit einer Spielfilmregie aufwartet.
[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.