Originaltitel: LES TRIPLETTES DE BELLEVILLE

F/Kanada/Belgien 2002, 80 min
Label: Concorde HE

Genre: Animation

Stab:
Regie: Sylvain Chomet
Drehbuch: Sylvain Chomet

Das große Rennen von Belleville

Paris wächst, platzt aus allen Nähten. Neben dem kleinen, wackeligen Häuschen wachsen Brückenpfeiler aus dem Boden, machen sich breit. Der dicke Hund bellt aus dem Fenster die vorbeifahrende U-Bahn an. Im Häuschen gehen Madame Souza und ihr stiller Enkel der allabendlichen Routine nach: Er ißt gesunde Radfahrerkost, sie repariert die angeschlagene Fahrradfelge. Der Junior strampelt nämlich für die Tour de France, und Oma ist stets dabei - mit Trillerpfeife und Trainingsprogramm. Doch dann wird der Enkel entführt und über den Ozean nach Belleville verschleppt. Die Großmutter mobilisiert Hund und Tretboot, entschlossen, den Enkel zu retten.

So etwas hat man noch nicht gesehen! DAS GROSSE RENNEN VON BELLEVILLE ist ein Trickfilm und verbindet modernste 3D-Animation mit einer abgefahrenen Geschichte und knisterndem Stummfilmlook. Wirklich überraschend ist jedoch, wie verschmitzt und treffend hier beobachtet wird. Wie oft man Dinge wiedererkennt und sich sagt: "So, genau so ist meine Oma!". Und spätestens, wenn Madame Souza in der Großstadt Belleville an Land geht, hat man vergessen, daß man einen animierten Kosmos bestaunt.

In der Metropole wird es dann nämlich richtig schräg. Die agile Großmutter trifft auf die Drillinge von Belleville, die in grauer Vorzeit Schlagerstars waren und nun ihrer Vorliebe frönen: Froschbeine, selbstgefangen, versteht sich. Bei ihnen läßt sich Oma Souza nieder und kommt der französischen Mafia auf die Spur. Hat diese mit der Entführung ihres Enkels zu tun?

Mehr von der vergnügten Story zu enthüllen, wäre unsinnig. Sylvain Chomet kann sich auf die Fahnen schreiben, den Animationsfilm enorm bereichert zu haben. Seien es die schrumpeligen, amüsanten Chanson-Drillinge, die Gangster mit der eckigen Statur von Schränken oder die bildfüllenden Amerikaner - die Pointen treffen ins Schwarze. Ausgeteilt wird nach allen Seiten, behutsam, aber verschmitzt werden kulturelle Eigenheiten und Eitelkeiten verulkt, und das ohne Worte.

BELLEVILLE macht glücklich. Schmunzelnd und schnippenden Fingers wird man das Kino verlassen und vielleicht sogar feststellen, daß man federleicht über dem Boden schwebt.

[ Roman Klink ]