Der Filmemacher Winterbottom gehört zu den fleißigsten seiner Zunft. Acht Filme in sechs Jahren. Dies emsige Drehen sorgt bei einem derart versierten Regisseur glücklicherweise nicht zum sauren Spagat zwischen Quanti- und Qualität. So beweißt der Brite auch in diesem frostigen Neo-Western, daß Geschick und Vielfalt die Grundausrüstung für einen gelungenen Film darstellen. Obwohl er hier tatsächlich neue Wege geht, ist sich Winterbottom in einem treu gebleiben: er erzählt von vernarbten Seelen auf dem Weg zum sehnsuchtsvollen Glücklichsein.
Dillon ist ein altes Schlitzohr, das es im Jahre 1867 immerhin geschafft hat, eine Goldgräber-Meute, die aus zahllosen Immigranten besteht, zur Gemeinde zu formieren und hat so im kargen Nordkalifornien eine Stadt mit dem bezeichnenden Namen Kingdom Come gegründet. Der Glanz kehrt in seine etwas müde gewordenen Augen zurück, als der junge Streckenplaner Dalglish in Erwägung zieht, seine Stadt in die Anbindung an das Eisenbahnnetz zu integrieren. Eines Tages kommt die mysteriöse Elena mit ihrer frühreifen Tochter Hope in das Städtchen, und vor Dillon klafft der Krater einer feigen und anrüchigen Vergangenheit. Elena ist die Frau, die Dillon aus niederen Gründen vor Jahren verkauft hat. Dillon hat sich in all der Zeit geändert und will vieles wieder gut machen. Doch trotz seiner aufrichtigen Bemühungen stehen die Zeichen eher schlecht: Elena ist todsterbenskrank...
Winterbottom ist diesmal mehr stiller Beobachter als Richter. Ihm ist jede Sekunde Verharren wertvoll, und das zahlt sich aus: seine elegische Glückssucher-Ballade verlangt dem Zuschauer durchaus einiges ab, vermittelt ihm aber ein realistisches, ergreifendes und nicht zuletzt brillant fotographiertes Bild einer Zeit, in der Jugend längst nicht mehr das Sinnbild von Unschuld war, Ehre und Moral mitunter zur von Goldstaub entstellten Fratze wurden. Mehr davon!
[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.
Originaltitel: THE CLAIM
USA 2000, 120 min
Label: Concorde HE
Genre: Drama
Darsteller: Wes Bentley, Milla Jovovich, Nastassja Kinski, Peter Mullan, Sarah Polley
Regie: Michael Winterbottom