Originaltitel: MANNEN SOM ELSKET YNGVE

Norwegen 2008, 90 min
Label: Arsenal

Genre: Schwul-Lesbisch, Erwachsenwerden, Drama

Darsteller: Rolf Kristian Larsen, Ole Christoffer Ertvåg

Regie: Stian Kristiansen

Der Mann, der Yngve liebte

Eigentlich kann Jarle sich kaum beschweren: Er sieht mit seinen wirren roten Haaren niedlich aus, Katrina interessiert sich für ihn, er kann sich all den jugendlichen Frust von der Seele kotzen, wenn er mit seiner Punkband auftritt, die sich nach dem Kreml-Flieger Matthias Rust benennt und Titel im Repertoire hat, die textliche Effizienz versprechen, „Fotzenteufel-Anarchie-Kommando“ und „Hackfleisch“ zum Beispiel. Klar, damit fällt man schon mal auf, allerdings nur im piefigen Stavanger, an sich ein Kaff, mit gut 100.000 Einwohnern trotzdem die viertgrößte Stadt Norwegens. Doch Jarle ist dennoch nicht so eins mit sich – ungevögelt ist er, wie er sagt, ein Leben hätte er gern, er laboriert außerdem am schlechten Musikgeschmack der Leute, die sind doch eh alle doof, und vom Klamottengeschmack mal ganz zu schweigen. Recht hat er, es ist das Jahr 1989, Roxette dominieren die Charts, die Trendfarben variieren zwischen Pink und Lila. Und dann kommt ausgerechnet mit Yngve ein Typ in die Klasse, der die Band Japan hört, Tennis spielt und aussieht wie von Mama angezogen. Und dem Jarle prompt verfällt ...

Man könnte abwinken und über einen weiteren Coming Out-Film ätzen. Das wäre falsch, weil dieser hier anders ist. Die Liebe kommt vorerst auf leisen Füßen in dieser leidenschaftlichen Geschichte über vermintes Terrain, richtig krachen wird es erst, als Jarle sich bekennt. Und dabei Yngve so schwer verletzt, daß der in der Klinik landet. Jungsein kennt keinen Plan B, und aus den Fugen heißt dann immer gleich komplett aus der Balance. Diese fiese und eben nur in der Jugend so pochende Hitze wird hier passend von einem Soundtrack aus The Cure und R.E.M orchestriert. Wobei der Schlußsong, Joy Divisions „Love Will Tear Us Apart“, wirklich noch nie so echt, so nah und so zu Tränen rührend reinknallte wie hier!

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.