• Meinungen

Die Frau und der Fremde

Schade, daß es um Rainer Simon so ruhig geworden ist, daß er sich in den letzten Jahren mehr Südamerika und der Fotografie als dem Filmemachen zuwandte, denn Simon war einer der ganz Großen in der DEFA-Zeit, vor allem mit diesem durch und durch kunstvollen Film. Simon macht den Zuschauer zum Komplizen einer außergewöhnlichen Liebesgeschichte. Während Richard in Kriegsgefangenschaft bleibt, gelingt Karl die Flucht. Er nimmt Richards Identität an und geht zu Anna – dessen Frau. Dieses von Zweifeln, Angst und stiller Hoffnung durchsetzte Annähern, dieser magische Moment, in dem Anna den Fremden endlich Richard nennt – das ist ganz stark erzählt, das ist der Beweis, daß die Verhältnisse den Menschen formen und daß der Mensch die Liebe sucht. Eines Tages kehrt der echte Richard heim ...

Simon unterfüttert diesen „Verrat“ mit einem verblüffenden Bild-Klang-Konzept, das seinesgleichen sucht, und der Wechsel von sepia- zu vollfarbigen Aufnahmen gerät immer zweckgemäß, fernab jedes Manierismus. Dazu brennt sich der nicht ganz irdische Blick Kathrin Waliguras ins Herz des Betrachters. Auch da ist zu bedauern, daß diese damals noch als Studentin so erstklassig besetzte Darstellerin im Kino nicht mehr beachtet wird.

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.