D 2003, 94 min
Label: Highlight DVD
Genre: Erwachsenwerden, Drama
Darsteller: Matthias Schweighöfer, Tim Sander, Anna Bertheau, Axel Stein
Stab:
Regie: Marco Petry
Drehbuch: Marco Petry
Felix ist wieder da: Bruchlandung nach einem halben Jahr Studium in der Großstadt. Der Bahnsteig ist leer. Willkommen in der Heimat, einem westdeutschen Provinzstädtchen nahe der holländischen Grenze. Aber darum ist Felix ja auch zurückgekehrt - weil das Leben hier so angenehm still steht. Jetzt will er was Solides machen: Polizeianwärter. Nur ganz so behaglich wie erhofft, ist das neue alte Leben dann doch nicht. Einerseits nerven die Alten daheim gerade, weil sie so sind wie immer - Mutter neugierig, weil sich im eigenen Leben nicht viel tut, Vater im distanzierten Stand By-Modus. Andererseits hat sich einiges eben doch verändert. Drei Jahre nach dem Abi ist die Luft in der Clique raus.
Die Klasse von 1999 hat sich verstreut. Der dicke Schmidt hat den Bauernhof vom Alten übernommen, Felix« Ex Simona arbeitet im Reisebüro, und sein bester Freund Sören makelt mit Immobilien, verdient sich nebenher die Anzahlung für eine Eigentumswohnung als Drogenkurier und verstrickt den loyalen Zauderer Felix immer tiefer in die Pillenschlepperei über die Grenze. Bis es zum Eklat kommt und der Heimkehrer beschließt, die Brocken hinzuwerfen. Aber diesmal richtig ...
DIE KLASSE VON «99 ist ein unaufgeregt und präzise erzählter Film über das Erwachsenwerden, der Stoff, der die Fröööhlischkeit! im deutschen Film seit Ende der 90er wohltuend gekontert hat und neuerdings aushebelt. Anders als in seinem Debüt-Film SCHULE erzählt Regisseur Petry seine Initiationsgeschichte nicht mehr als AMERICAN GRAFFITI auf westdeutsch. Statt nostalgischer Schulerinnerung regiert zwischen Kiesgrube und Großraumdisko die Verunsicherung. Dieser Generation entgleist in der Rezession das Lächeln, das so selbstverständlich war, als Dr. Alban in der Disko lief und Globalisierung noch kein Schimpfwort war.
Diesem Abi-Lächeln jagt der Kleinstadt-Hedonist Sören vergeblich hinterher. Bei Felix reicht es immerhin noch zu dem verletzten, fragenden Lächeln, mit dem er durch die Provinz holpert und stolpert bis er endlich wieder am Bahnsteig steht. Diesmal um endgültig abzufahren. Dieses Lächeln taugt immerhin für einen neuen Anfang.
[ Christian Seichter ]