Originaltitel: PER UN PUGNO DI DOLLARI/PER QUALCHE DOLLARO IN PIÙ

I/Spanien/D 1964/65, 97/127 min
Label: Paramount

Genre: Western, Kult

Darsteller: Clint Eastwood, Gian Maria Volonté, Lee van Cleef, Klaus Kinski

Regie: Sergio Leone

Dollar Box Set

Ein Japaner war’s, der das italienische Kino aus seiner bislang schlimmsten Lethargie riß. Denn Kurosawas legendärer Film YOJIMBO inspirierte Anfang der 60er Jahre den Italiener Sergio Leone zu einer Art Italo-Variante des Lonesome Rider-Stoffes. Leone gilt heute als Begründer des von den Amerikanern etwas neidvoll-böse Spaghetti-Western genannten Genres, und mit dem 1964 für sehr wenig Geld entstandenen FÜR EINE HANDVOLL DOLLAR und dem höher budgetierten Nachfolger FÜR EIN PAAR DOLLAR MEHR von 1965 schuf er Klassiker der Filmgeschichte, denen unzählige Epigonen folgten. Gleichsam bedeuteten diese Filme, die sujettypisch nach recht simplen Strickmustern konzipiert waren, den Anfang ganz großer Karrieren von Clint Eastwood, dem Komponisten Ennio Morricone und eben Leone, der - so erinnert sich Eastwood im der DVD-Box beigefügten Interview - gern vom Kaliber eines David Lean sein wollte. Das klappt auf Grund der Finanzklammheit der Produktionen schon mal nicht ganz, da man gerade im ersten Film überdeutlich Nachtaufnahmen als am Tag gedreht und viele Bauten als Pappmaché entlarvt. Aber dies hat Charme. Verbunden mit damals neuen Stilmitteln wie Parallelmontage unterscheiden sich diese Filme ohnehin enorm von den US-Western: alles ist überhöht, das bedrohlich wehende Laub, der stets wirbelnde Sandstaub, die Musik, die nicht nur dramatisiert, sondern regelrecht inszeniert, dazu markige Helden, die kaum von Schurken zu unterscheiden sind, die allgegenwärtige Gewalt ...

Eastwoods schmallippig gespielter Auftragskiller, ein geheimnisvoller Mann ohne Namen, erledigt seine Arbeit entsprechend ohne große Ankündigung und moralische Bedenken. Die hingegen hatten die schon damals bigotten amerikanischen Studio- und Fernseh-Chefs. So ließen sie für die TV-Ausstrahlung einen völlig absurden Prolog drehen, um den Klassiker moralisch vertretbar ausstrahlen zu können. Natürlich ohne Eastwoods Beteiligung, der die Rolle übrigens nur bekam, weil Coburn zu viel Geld wollte und Bronson, ausgerechnet Charles Bronson, glaubte, das "worst script ever" gelesen zu haben ...

Die aufwendige, um mehrere einst geschnittene Szenen vervollständigte und aus zwei sehr gut erhaltenen Zwischenpositiven erstellte restaurierte Fassung ist ein Hochgenuß für Fans, und die randvoll mit Bonusmaterial bepackte 4er Box ihre Anschaffung in jedem Fall wert. So erfährt man Kurioses von Sprachschwierigkeiten zwischen Eastwood und Leone, hört, daß Eastwood, der für die Rolle klägliche 15.000 Dollar bekam, nie richtig an den Erfolg glaubte, so aber wenigstens die Chance sah, mal nach Italien und Spanien zu kommen.

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.