Ein Freund zum Verlieben

Wie im Bilderbuch: Abbie ist Yoga-Lehrerin und Robert, der Mann und beste Freund an ihrer Seite Landschaftsdesigner und glücklicherweise schwul. Harmonie ist vorprogrammiert, bis der Alkohol der jahrelangen Freundschaft einen Strich durch die Rechnung macht. Im hitzigen Rausch gehen sich die beiden einsamen Herzen an die Wäsche und am nächsten Tag ist logisch nichts mehr so wie es einmal war. Ganz fett wird es, als Abbie ihrem guten Robbie gesteht, daß sie schwanger ist. Nach kurzer komatischer Hysterie kriegen sie sich beide wieder ein und planen - wie es sich für moderne Freigeister gebührt - mit ihrem gemeinsamen Kind zusammen zu leben. Das geht so lange gut, bis Abbie sich in den Geschäftsmann Ben verliebt, und dieser dann auch Ansprüche an den mittlerweile sechsjährigen Sonnenschein Sam stellt. Jetzt reicht es Robert. Erste Zickereien gipfeln bald im Extrem....

Ein klassischer Kinostoff, der in der Umsetzung John Schlesingers leider nur bedingt funktioniert. Hat man in der ersten guten halben Stunde die Freude im Herzen, eine bissige und durchweg witzige, romantische Komödie zu sehen, kippt diese Stimmung schlagartig im zweiten Teil des Films. Viel zu lange und vor allem viel zu ernst - besonders im Vergleich zum sonnigen Gemüt des Einstiegs - konzentriert sich Schlesinger auf den gerichtlichen Streit um das Kind, den Robert entfacht.

Gnadenlos daneben greift Schlesinger auch in der Besetzung des neuen Mannes an Abbies Seite. Für so einen glatten und schmierigen Typen würde sich kein Mensch bei vollen geistigen Kräften entscheiden. Daß man den Film insgesamt in angenehmer Erinnerung behalten wird, liegt vor allem an der 100% stimmigen Chemie zwischen Madonna und Rupert Everett. Hier treffen Schauspieler aufeinander, deren harmonisches Spiel einfach begeistert. Und Madonna kann sowieso machen was sie will: We love her.

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.

Originaltitel: THE NEXT BEST THING

USA 1999, 98 min
Label: Concorde HE

Genre: Tragikomödie, Liebe, Schwul-Lesbisch

Darsteller: Rupert Everett, Madonna, Lynn Redgrave

Regie: John Schlesinger