Originaltitel: FABIO MONTALE

F 2001, 300 min
Label: TeamOne

Genre: Cop

Darsteller: Alain Delon, Mathilda May, Cédric Chevalme

Regie: José Pinheiro

Fabio Montale

Nein, ein Schimanski-Abklatsch ist dieser Montale sicher nicht, Gemeinsamkeiten gibt es dennoch. Wie der Bulle aus dem Ruhrpott ist auch der am Schattenrand der glitzernden Côte d-Azur agierende Fabio Montale kinderlos, Single und ein mittlerweile grauer, gern einsam ermittelnder Polizist, ohne Uniform oder Amtsstubencharme, eher Pulli und Jeans und im angeranzten Volvo-Kombi auf den kurvenreichen Küstenstraßen. Gern ermittelt er auch mit unkonventionellen Methoden, bei denen er immer wieder ins Rohr einer geladenen Waffe schaut. Aber Montale hat halt die richtigen Sprüche im richtigen Moment drauf. Das verunsichert schon mal jugendliche Ganoven, und dann schnappt sich er die Wumme. Montale hat aber auch - wie Schimanski - alles erlebt, alles gesehen, schließlich steht er kurz vor seiner Pensionierung.

Kaum altersmüde zeigt sich ein fabelhaft aufgelegter Alain Delon in den nun letzten Fällen des Kommissars in diesem TV-3-Teiler, der gottlob niemals so tut als mache er auf großes Kino. Im Unterschied zu den krachigen Filmchen im deutschen Free-TV, die BigScreen spielen und trotzdem billig wirken und damit dem Kino letztendlich schaden. Montale ist keiner, der erwartet, daß es leicht wird. Er kennt sein Marseille, er ist hier groß geworden, er kennt die Immigranten-Problematik - als Kind italienischer Einwohner. Diese Jugenderinnerungen werden in Schlüsselszenen immer wieder sepiafarben eingeblendet, was bei der Figurenkonstellation Sinn macht. Denn frühere Spielfreunde von Montale arbeiten mittlerweile für die Mafia, und in allen drei Teilen wird Montale Menschen verlieren, die ihm nahe stehen. Daher sind die Geschichten naturgemäß recht ähnlich, weil Montale mit seinem unorthodoxen Methoden in ein Wespennest gestochen hat, das Machenschaften der Mafia und korrupte Polizisten offenbart.

Es ist wohl auch kaum die geschliffene Art der Erzählung, hier stümpert man schon dramaturgisch bisweilen etwas, es sind eher Momente, welche die Faszination der Serie ausmachen. Natürlich allesamt Delon-Momente. Etwa wenn er einem korrupten Kollegen mit diesen unglaublich stechenden blauen Augen sagt "Ich werde Dich nicht mehr in Ruhe lassen", ein ganz wunderbarer EISKALTER-ENGEL-Moment, oder wenn der uneitle, eben nicht den Bauch einziehende Delon wechselnde Frauengeschichten haben darf. Da ist er in seinem Element, da ist die ganze Figur Montale glaubwürdig, dieser alte Fuchs mit Pornosonnenbrille und Silberkettchen.

Sympathisch ist auch, daß man altmodisch erzählt, also nicht sinnfrei auf Tempo macht, und damit neben der Ermittlerspezies auch von einer sterbenden Filmmethodik erzählt. Als ganz übler Pferdefuß erweist sich leider die Synchro, die billig wirkt und Stimmen und Stimmungen kaum unterscheiden läßt.

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.