265 min
Label: Koch Media
Genre: Krimi
Es ist in der Tat ein unmögliches Unterfangen, eine Kollektion mit Filmen des Stil-Genres "Film noir" herauszubringen, die Vollständigkeit suggeriert oder als repräsentativ durchgeht. Beides muß scheitern, an der unüberschaubaren Vielzahl der Werke, an der daraus resultierenden Verfügbarkeit von Rechten. Und doch ist es Koch Media gelungen, zumindest 3 Filme zu verbinden, die, naturgemäß von ganz unterschiedlicher Qualität, in ihrem düsteren Grundton, in der Zeichnung ihrer Figuren und dem Krimiplot doch ganz gut herhalten für das in den 40ern und 50ern sich als Gegenstrom zum klassischen Hollywoodkino verstehende Kino, das sich in seinen formalen Mitteln unleugbar beim deutschen Expressionismus bedient.
Den Anfang - und es darf davon ausgegangen werden, daß diese Lizenz der Aufhänger für die kleine Sammlung war - macht einer der großen Klassiker, DIE BLAUE DAHLIE (THE BLUE DAHLIA, 1946) nach dem Drehbuch von Raymond Chandler. George Marshall, damals ein begnadeter Unterhaltungsfilmer, als dessen bester Film wohl noch immer DER GROSSE BLUFF gelten darf, drehte den superben Krimi. Johnny kehrt nach dem Krieg heim, kurz darauf wird seine Frau, ein recht tugendloses Wesen, umgebracht. Der Hauptverdächtige steht schnell fest, und so flieht Johnny und recherchiert. Eine Blondine ohne Namen kreuzt seinen Weg, der führt zum Nachtklub "Die blaue Dahlie." Brillante Dialoge, treffend skizzierte Figuren (vor allem die Männer, denen der Krieg noch in den Köpfen dröhnt) und dieses selten im Film noir so perfekt eingesetzte Spiel aus Licht und Schatten heben dieses Meisterwerk aus der Masse hervor.
Gut ist auch SPIEL MIT DEM TODE (THE BIG CLOCK, 1948) - vor allem durch die furcht-einflößende Performance des Ausnahmemimen Charles Laughton. Auch hier stirbt eine schöne Frau, der Zeitungsmogul Janoth lenkt die Schuld auf einen imaginären Fremden. Janoths bester Mann Stroud ermittelt, gerät dabei in den Strudel von Schuld und Todesgefahr. Ein durch und durch dynamisches Werk, eine Art DR. KIMBLE in noir, spannend und beeindruckend!
Dagegen fällt SCHWARZER ENGEL (BLACK ANGEL, 1946) ab. Wie eine zäh erzählte Blaupause wirkt die Geschichte über - wieder einmal - den Mord an einer attraktiven Frau. Es wird der Frage nachgegangen, wer der geheimnisvolle Mann war, mit dem Mavis Marlowe ihre letzten Stunden verbrachte. Während Kirk Bennett auf die Exekution der Todesstrafe wartet ... Etwas epigonenhaft in Thema und Form, zudem mit einer schrecklichen Synchro versehen, ist dies das schwächste Glied der Auswahl, der aber insgesamt zu bescheinigen ist, daß sie zumindest Einblick in eine der spannendsten Phasen des amerikanischen Kinos bietet.
[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.