F/Kanada 1978-83, 516 min
Label: Studio Hamburg
Genre: Drama, Biographie, Komödie
Darsteller: Catherine Deneuve, Jacques Dutronc, Nicole Garcia, Jean-Claude Brialy
Regie: Claude Lelouch
Er war schon einer der fleißigeren unter den französischen Autorenfilmern, bei über 40 Filmen führte Claude Lelouch Regie, da ist zwangsläufig Mittelmäßiges dabei, und der Übergang von den 70ern in die 80er Jahre war gewiß nicht Lelouchs stärkste Phase.
Wie in so manchem früheren Film versuchte Lelouch in dem Drei-Stunden-Werk EIN JEGLICHER WIRD SEINEN LOHN EMPFANGEN den ganz großen Wurf, eine Reise durch die Geschichte anhand der Liebe zur Musik. Von Berlin in den 30ern über Moskau und New York ins moderne Paris wird der zeitliche und räumliche Bogen gespannt, von Deportation und Vorteilsnahme, von Findelkindern und Opportunisten, von Führernähe und Lynchjustiz wird erzählt, und wie schon in EIN LEBEN LANG startet Lelouch überzeugend, verliert dann aber nicht nur den roten Faden, sein Wegekreuzen ist bisweilen unelegant und stolprig erzählt, der epochale Duktus weicht dem eines Musicals, und wie Lelouch seine Geschichte ins Finale stolpern läßt, ist fast schon peinlich.
Holprig und langatmig geriet sein Biopic EDITH UND MARCEL, das von der Begegnung und der Liebe Edith Piafs und des Boxstars Marcel Cerdan erzählt. Was für eine Vorlage, die Lelouch leider versemmelt! Von zwei leidenschaftlichen Menschen, die in ihrer Kunst durch gottgegebene Einzigartigkeit glänzten, derart schnarchig, ausfranzend und steif zu erzählen, ist schon ein Frevel. Lelouch verläßt kaum die Räume, ruht sich auf dem ewigen Einspielen von Piaf-Chansons aus, das macht aber eben noch keinen Film. Und wenn man dann noch der blassen Synchronisation vertrauen soll ...
EIN MANN SUCHT EINE FRAU weiß in seiner Leichtigkeit hingegen schon zu gefallen, die Treue Lelouchs zu seinem Stammcast ebenso. Erzählt wird von zwei Typen, die noch bei Mama wohnen, sie landen bei einem von Jean-Claude Brialy wunderbar despektierlich gegebenen Heiratsvermittler, ein Blender, ein Schwafler, der nur seinen Laden verkauft kriegen will. Es ist ein salopp gesponnener Reigen über die Einsamkeit, das Schwierige von Topf und Deckel, Lelouch erzählt mit feinen Dialogen und stillem Witz, jongliert mit Slapstick und gibt seine Muttersöhnchen nicht der Lächerlichkeit preis.
Nicht unbedingt meisterlich, immerhin interessant geriet auch ALLEIN ZU ZWEIT. Der Einstieg dieser Bonnie-und-Clyde-Anordnung ist ein wenig sperrig erzählt, versöhnt aber, wenn ausgerechnet der Filou Jacques Dutronc selbstironisch ein umjubeltes Konzert im Knast gibt, bald darauf folgt der Ausbruch der von ihm gespielten Figur Simon. Der trifft auf das abtrünnige Apothekertöchterchen Françoise (tolles Spiel von Catherine Deneuve), die Flucht vor der Polizei ist eine krude-abenteuerliche, die – vermutlich – ein gutes Ende im Land der Freiheit finden wird.
[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.