• Meinungen

Gilbert Grape

Wenn man nach Jahren Lasse Hallströms zum Niederknien schönen, anrührenden, schrägen, liebevollen und mit stillem Witz versehenen Film anschaut, dann bestaunt man vor allem eines, neben der Tatsache, daß Filme selten so anständig altern wie dieser: Er bedeutete die Hochzeit für alle Beteiligten. Leonardo DiCaprio war nie wieder so stark, da hatte er sich diese blöde Stirnenkräuselei noch nicht angewöhnt, Johnny Depp spielte noch ziemlich krawallfrei, und bei Juliette Lewis war das Spleenige, das Entrückte noch frisch. Die Geschichte selbst ist schlicht, eine Beobachtung, wie langsam Zeit vergeht in dem Kaff Endora, das ohnehin nur zur Durchfahrt geeignet scheint. Doch Gilbert und sein geistig behinderter Bruder Arnie leben mit ihren Schwestern hier ein Leben, das kein schlechtes ist, langweilig vielleicht, aber ehrlich und voller Liebe zu ihrer schwerstgewichtigen Mutter.

Wie nebenher wird der Einzug der Moderne behandelt, die Sorgen der Einzelhändler vor den Malls, kurzum ein Einblick in das einfache Leben der amerikanischen Provinz Anfang der 90er. Erst als Arnie 18 wird, die Nomadin Becky auftaucht und der Bestatter endlich wieder was zu tun hat, öffnen sich die Tore, die für Gilbert vielleicht Chancen und für alle anderen mindestens einen Neubeginn bedeuten.

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.