Exaltiert, ironisch manieriert und leicht verbittert. Trotz des Schlaganfalls, von dem sich James Whale mit der aufopferungsvollen Haushälterin Hannah an seiner Seite gerade erholt, lebt er alle Zickereien, die ihm als einst erfolgreichem Hollywood-Regisseur zueigen waren mit ungebrochener Leidenschaft aus. Whales letzte Filme sind Jahre her, Ruhm erfuhr er vor allem durch seine legendären Frankenstein-Filme. Dafür und vor allem der vollen Kassen wegen liebte man ihn in den Studios, für seine stets offen ausgelebte Homosexualität eher nicht. Auch jetzt noch schwelgen seine Blicke schwärmerisch auf die vielversprechenden Körper junger Männer. Was für s Auge bekommt der gute, alte James als er den neuen, wohlbizepierten Gärtner Clayton auf seinem Grundstück erblickt. Er lädt ihn zu sich ein, und schon bald sitzt der von Whales rein platonisch und für seine doch so endlos markante Schädelform geschätzte Clayton in seinem Atelier Modell. Die beiden unterschiedlichen Männer kommen sich näher, erzählen aus ihren Leben und langsam dämmert es dem naiven Clayton: James ist schwul. 1957 hat selbst er als junger Mensch keinen völlig entspannten Umgang mit dem Schwulsein des alternden Mannes und es kommt schleichend zu Konflikten. Immer drastischer erzählt James seinem Gärtner von besseren, da exzessiveren Zeiten und macht ihm bald seine Unlust am Weiterleben deutlich. Was Clayton noch nicht ahnt: er soll der Todesengel sein...
Wunderbar erzählt, atemberaubend gespielt. Ein selten gewordenes Filmkleinod! Bill Condon schwärmt in ruhigen Bildern von den großen Dingen des Lebens und erliegt glücklicherweise nicht dem Pathos seines Helden. Leidenschaft, Lebenslügen und den unstillbaren Drang nach Jugend und Schönheit hat lange keiner so geschickt dramatisch, witzig und nachvollziehbar inszeniert. Die hysterische Selbstverliebtheit der Szene, das Ungestüme im Alter und die Spießigkeit der Jungen. Hier ist einfach alles glaubhaft und höchst unterhaltsam gelungen. Zauberhaft!
[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.
Originaltitel: GODS AND MONSTERS
USA 1998, 105 min
Label: Arthaus
Genre: Biographie, Schwul-Lesbisch, Drama
Darsteller: Ian McKellen, Brendan Fraser, Lynn Redgrave
Regie: Bill Condon