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Herzflimmern

Eigentlich waren es gute Zeiten. Okay, der Krieg in Indochina gehörte da sicher nicht dazu, aber ansonsten lebte die Jugend in den 50ern in Frankreich wild und frei. Man liest Vian, Camus, reflektiert übers Aussteigen, was ja immer gewissen Luxus impliziert. Beim halbwüchsigen Laurent kommt noch dazu, endlich seine Jungfräulichkeit einzulösen. Die saufenden, rauchenden und ihre Schwänze vergleichenden Brüder verschaffen ihm dann bald auch die erste Nutte.

Es ist verblüffend, wie spielerisch Louis Malle den pubertären Ausnahmezustand mit gesellschaftlichen Entwicklungen verknüpft, um dann doch mit allerhand Wegweisern auf eine Inzestgeschichte zuzusteuern. Diese Clara ist aber auch ein seltsames Muttertier: Den Kleinen verhätschelt sie, der eigene Mann und die anderen Söhne fliegen in ihrer Wahrnehmung irgendwie so vorbei. Und so werden Apathie und irregeleitete Zuneigung zum Zentrum einer großen Degenerationsgeschichte. Denn auch wenn Malle es vortrefflich versteht, mit Humor, einer gewissen Luftigkeit ein Initiationspoem zu schreiben, die Augenringe und der traurige Mund Laurents verraten ein Schicksal, das stark von patriarchalischer Verachtung erzählt.

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.