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Italienisch für Anfänger

Traurig, daß erst ein Italienisch-Lehrer sein Leben lassen muß, bevor seine Schüler die Sonne des von Goethe und Flitterwöchlern gelobten Landes in ihre Herzen lassen. Wie einst die Jungfrau ihr Kind empfing, wird nun der mißmutige aber multilingual begabte Kellner Hal-Fin zum Leiter des Fremdsprachenkurses. Um ihn versammeln sich aufmerksam lauschend die Singles des tristen Kopenhagener Vororts - darunter eine schusselige Bäckerei-Verkäuferin, eine Friseuse, der neue Gemeindepfarrer und Andreas, der schüchterne Hotelportier mit schweren Potenzstörungen - und sind am Ende nicht nur um eine Sprache reicher, sondern vor allem an Liebe, Glück und Selbstvertrauen.

Mußte man nach den ersten Dogma-Filmen noch befürchten, daß sich Leichtigkeit und Komik mit dem strengen Purismus der gestalterischen Mittel wohl nie wirklich anfreunden werden, wird man Lone Scherfig, der ersten Frau im nordischen Asketen-Zirkel, für diesen schlagenden Gegenbeweis dankbar sein. Lakonisch und doch voller Wärme und Humor begleitet sie die Mitglieder ihres Klubs der einsamen Herzen durch den Alltag, legt ihre großen Tragödien und kleinen Blödheiten frei. Scherfigs lockerer Umgang mit dem cineastischen Keuschheitsgelübde und nicht zuletzt das ungeheure Improvisationstalent der Darsteller verleihen dem zwischen Sprödheit und Leidenschaft schwebenden Liebesreigen größte Authentizität in jeder emotionalen Tonlage: bitter und ausweglos, wenn die Friseuse ihre alkoholkranke Mutter von ihren Leiden erlöst, spottend und schadenfroh, wenn der neue Pfarrer von seinem senilen Vorgänger terrorisiert wird, scheu und zart in den Szenen zwischen Andreas und der rassigen italienischen Küchenhilfe.

Schließlich gönnt Scherfig sich und ihren Protagonisten einen fast märchenhaften Ausflug nach Venedig, der jedem Topf endgültig seinen Deckel beschert, und uns mit dem guten Gefühl entläßt: Der Lehrer ist nicht umsonst gestorben!

[ Sylvia Görke ]