• Meinungen

Meine Schwester

Catherine Breillats erster Film nach dem ROMANCE-Skandal, der reichlich von aufgescheuchter Verklemmtheit orchestriert wurde, ist zugleich ihr stärkster Film, weil Breillat hier präzise, ohne Mitgefühl und mit analytischem Blick in die Erbärmlichkeit der Teenagehölle schaut. Anaïs ist ein puttenartiges 13jähriges Mädchen, ihre zwei Jahre ältere Schwester Elena ausgesprochen hübsch, man ekelt sich aber vor beiden gleichermaßen, weil ihre Sehnsüchte zu primitiv, ihre Streitereien zu berechenbar, ihre Passivität zu erbärmlich sind. Die Mädchen befinden sich im ständigen Wettbewerb, die eine ruft Fettfleck, die andere Flittchen. Es eskaliert, als Elena ihre Unschuld auf schäbige Weise an einen kleinen, deppert über Liebe labernden, dabei allein den jungfräulichen Arsch begehrenden Italiener verscherbelt. Da bleibt für Anaïs’ Entjungferung eben nur brachialste Gewalt. Wettbewerb halt.

Breillat erzählt intelligent, trotz des Verzichts auf empathische Zuwendung zu ihren Figuren spannend von kaputter Moral, von versagenden Eltern, von einer Kindheit als Kosten-Nutzen-Rechnung, und sie legt früh vergiftete Bonbons auf den Weg, wenn sie Anaïs von faulenden Herzen auf dem Fensterbrett singen läßt, und David Bowie noch viel zeitiger als das Publikum weiß, daß die hübschesten Dinger meist in die Hölle fahren ...

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.