Originaltitel: M. IBRAHIM ET LES FLEURS DU CORAN

F 2003, 94 min
Label: Falcom

Genre: Erwachsenwerden, Literaturverfilmung

Darsteller: Omar Sharif, Pierre Boulanger, Gilbert Melki

Regie: François Dupeyron

Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran

Eigentlich sieht die Welt für den 14jährigen Momo alles andere als rosig aus. Seine Mutter zog früh zuhause aus, sein Vater ist ein stiller, mürrischer und schwer depressiver Kauz, und Momo muß sich um die existentiellen Dinge des Zusammenwohnens wie Saubermachen und Einkaufen beinahe allein kümmern. Die große dunkle Wohnung, die nicht gerade im Hochglanz-Paris liegt, sondern eher dort, wo auch die Nutten wohnen, drückt dabei auch noch aufs Gemüt. Doch Momo macht die Bekanntschaft mit dem wohl ältesten Araber im Kiez, der einen Lebensmittelladen betreibt und den hübschen jüdischen Jungen mit allerhand Lebensweisheiten die Freude am Dasein wieder spüren läßt.

Monsieur Ibrahim sagt so schlaue Sätze wie "Die Langsamkeit ist der Schlüssel zum Glück" und, daß ein Tag ohne ein Lächeln an sich ein verlorener Tag sei. Das gegenseitige Beschnuppern wird zur echten Freundschaft, die Momo auch über den Freitod seines Vaters hinwegkommen lassen wird. Bald entwickelt sich der halbwüchsige Knabe zum Liebling der leichten Mädchen, die seinem frechen Charme erliegen, er verliebt sich zum ersten Mal, erfährt, daß Ibrahim gar kein echter Araber ist und hofft auf eine gemeinsame Reise mit dem Alten ...

Angesiedelt in den 60er Jahren ist die Verfilmung des Bestsellers von Eric-Emmanuel Schmitt vor allem eine hochvergnügliche, lebenskluge Parabel, die von Vertrauen, Freundschaft und Zusammenhalt zweier auf den ersten Blick sehr unterschiedlicher Charaktere erzählt. Im erfrischend leichtsinnigen Spiel mit politischen und religiösen Animositäten, in der Umschiffung dogmatischer Denkstrukturen liegt der Clou von Dupeyrons adäquater Buchumsetzung.

Und natürlich in der Besetzung Omar Sharifs. In dessen unstetem Oeuvre dürfte die Rolle des Krämers, der sich in diesem poetischen Reigen ebenfalls mit neuem Mut zu neuen Ufern aufmachen wird, zu seinen herausragenden Arbeiten gehören. Er verleiht dem fülligen Alten genau jene Portion augenzwinkernder Lebensweisheit, die im Kino den Zuschauern zu Seufzern verhilft.

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.