Im Garten ist alles voller Blumenschmuck, der duften muß, wie das Paradies. Dubey schiebt sich selbstvergessen Blüte für Blüte in den Mund, kaut und schluckt und ist trotz der gut gehenden Geschäfte von einer tiefen Melancholie befallen, denn der quirlige Hochzeitsausstatter hat sich zutiefst und für ewig in das schweigsame Hausmädchen seiner Auftraggeber verliebt. Am Ende wird er aus den Blüten ein Herz basteln und es der Angebeteten vor die Füße legen. Inzwischen gilt es jedoch, das eigentliche Brautpaar zu vermählen, das sich vorerst noch gar nicht kennt. Arrangierte Hochzeit mit unberührter Braut also, die Eigenheiten der indischen Kultur, wie man sie sich vorstellt. Doch dann ist alles ganz anders.
Vier Tage lang verfolgt Regisseurin Nair die Festvorbereitungen, zeigt eine keinesfalls unschuldige Braut, einen völlig aufgelösten Brautvater, seine resolute Gattin, den lieben Onkel, dessen Kinderliebe endlich auf begründeten Argwohn stößt, allerhand Verwandschaft aus der westlichen Welt mit dazugehöriger babylonischer Sprachverwirrung und ein Delhi, das vom Murmeln der Börsenkurse und traditionellen Gesängen gleichermaßen erfüllt ist. Und so wie sich in den einzelnen Figuren und Situationen Westen und Osten vermischen, ganz beiläufig oder eben reflektiert in einer Fernsehdiskussion, mixt Nair einen honigsüßen Cocktail aus Familien-Drama, Komödie und Operette. Hier über Kitsch und Kunst zu sinnieren, ist müßig, denn die Grenzen sind fließend.
Nair schöpft aus dem Leben, ebenso wie aus der himmelblauen, rosaroten, sonnengelben Ästhetik Bollywoods mit seinen triefenden Liebesgeschichten, greift in Plunderkisten und Zaubertruhen. Und doch ist dieses überschäumende Mischgebilde nicht einfach nur Ethno-Pop, der sich in seiner Buntheit genügt, sondern überaus klug und vor allem: enorm unterhaltsam.
[ Sylvia Görke ]
Originaltitel: MONSOON WEDDING
Indien 2001, 116 min
Label: Universal
Genre: Tragikomödie
Darsteller: Shefali Shetty, Vasundhara Das, Naseeruddin Shah, Vijay Raaz
Regie: Mira Nair