Sie haben alle einen an der Waffel. Da wären u.a. die Brüder Duane und Blaine, der eine ungestüm, der andere klassisch blöd und mit geschwollener Piercing-Zunge, außerdem Vera und Merrill, Mutter und Tochter, die sich seit Jahren nicht mehr gesehen haben und nun entsetzt feststellen, was aus der anderen so geworden ist. Dann ist da noch der Italiener Enrico, ein Kautschukface und notorischer Stehschläfer, Owen, ein unbegabter Schiedsrichter mit dem Haß des Volkes in der Tasche und schließlich Randy, der schwitzige Familienvater mit dicker Frau und fetten Kindern als Anhang. Sie alle eint die Gier nach zwei Millionen Dollar. Denn die hat der Ich-Bin-Exzentriker-Geldbube Donald Sinclair für denjenigen der potentiellen Goldgräber in Aussicht gestellt, der zuerst in New Mexico an ein gewisses Schließfach gelangt.
Das klingt nun irgendwie nicht gerade zum Juchzen originell und unterhaltsam, ist es aber. Denn Jerry Zucker, Spezialist für meist tiefergelegte Schenkelklopfer, hat ein erstaunlich charmantes und teilweise zum Brüllen komisches Stückchen Klamottenkino geschaffen. Zucker belebt liebevoll dieses klassische 80er-Genre der aus den Fugen geratenen Verfolgungs-Chaoterie und geht dabei einen gehörigen Zacken weiter, denn er pfeift auf den kleinsten Ansatz korrekter Berichterstattung innnerhalb des üblichen Ko-mödienrasters. Besonders witzig und frech-kühn wie noch nie geblödelt: als die Tochter von Randy unbedingt in das am Wegesrand ausgeschilderte Barbie-Museum will, läßt sich das jüdische Familienoberhaupt zu dieser kleinen Wettlaufsunterbrechung hinreißen. Die Pforten kaum geöffnet, stehen sie inmitten einer komplett ausgestatteten Nazi-Szenerie und werden Zeugen einer Führung durch Uniformen und martialisches Zubehör, die einen Barbaren als liebevollen Familienvater und genüßlichen Weinkenner feiert und verklärt. Statt in ein Sammelsurium von langbeinigen Plastikpüppchen ist man versehentlich in einen Reliktetempel für den Schlächter von Lyon geraten: Barbie schon, aber eben Klaus.
Wenige Minuten später geht die Reise für die erschrockene Familie weiter - im Original-Wagen des Führers. Dort findet sich sogar noch der Lippenstift von Eva Braun. Schwarzer Lippenstift natürlich. Ein herrlich dämlicher und erfrischender Retro-Gaudi.
[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.
Originaltitel: RAT RACE
USA 2001, 111 min
Label: Universal
Genre: Klamotte, Komödie, Schräg
Darsteller: John Cleese, Rowan Atkinson, Whoopi Goldberg, Cuba Gooding Jr., Seth Green, Jon Lovitz
Regie: Jerry Zucker