Mensch sind die süß, Agnes und Elin. Einige Gemeinsamkeiten: beide sind um die 15 und sie leben in Amal, so ziemlich der Inbegriff provinzieller Langeweile. Ansonsten sind sie so was von unterschiedlich. Elin ist der Klassenfeger, bringt fast jeden ihrer pickligen Mitschüler um den pubertären Verstand und träumt davon, eines Tages ein Star zu sein, rauszukommen. Egal wie, Hauptsache erst einmal raus aus Amal. Agnes hingegen ist nicht sonderlich beliebt in ihrer Klasse. Eher der introvertierte Typ und außerdem erst seit einem Jahr in Amal. Sie ist schon bodenständiger als Elin, und da sie sich nicht mit den zappeligen Knaben der Schule abgibt, steht für die anderen das profunde Urteil schnell fest: sie muß wohl lesbisch sein. Das ist natürlich Grund genug für Elins hirnlose Schwester, um eine bescheuerte Wette zu initiieren, bei der Elin die vermeintliche Lesbe küssen und dann abblitzen lassen soll. Agnes ist todunglücklich nach dieser dämlichen Attacke, empfindet sie doch sehr viel für Elin, ohne es erklären zu können. Elin bereut diese Dummheit und fährt zurück zu Agnes, um sich zu entschuldigen...
Mehr darf nicht gesagt werden, um diesem tollen Film den Zauber nicht zu nehmen. Zu sehen ist auf jeden Fall die anrührendste coming of age/coming out-Story der letzten Jahre. Regisseur Lukas Moodysson erzählt mit erstaunlich viel Feingefühl diesen Reigen um Lebensfreundschaft und die erste Liebe. Fast zärtlich fängt er diese scheinbar unerträgliche Frustration und diese fiese Unordnung in Kopf und Bauch während der Pubertät ein. Und daß er gar nicht versucht ist, in die Schlingen reaktionärer Klischees zu geraten, beweist auch die Wahl der Darstellerinnen. Völlig uneitel und mit einer leider selten zu sehenden Natürlichkeit leben sie ihre Rollen. Daumen drücken, daß diesem wunderbaren Film an der Kinokasse nicht das Schicksal des vergleichbar gelungenen ALL OVER ME widerfährt.
[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.
Originaltitel: FUCKING AMAL,
S 1998, 90 min
Label: Concorde HE
Genre: Schwul-Lesbisch, Erwachsenwerden
Darsteller: Alexandra Dahlström, Rebecca Liljeberg
Regie: Lukas Moodysson