BRD/DDR 1968-1999, 407 min
Label: Absolut Medien

Genre: Dokumentation, Drama

Selbstbestimmt

Der Versuch ist zweifelsfrei ehrenwert. Einfach mal vergleichen, welche Filme in der Zeit zwischen 1968 und 1999 in Ost- und Westdeutschland entstanden, von Regisseurinnen wohlgemerkt. Da gab es schon damals nicht sehr viele, im Westen sicher mehr als in der DDR, da konnte man Dok-Filmerinnen und mehr noch Spielfilmregisseurinnen wirklich an einer Hand abzählen. Umso interessanter also das Beleuchten von Themen, welche Filmemacherinnen damals bewegten, und umso ernüchternder, da die BRD-Filmemacherinnen ziemlich schlecht abschneiden.

Man tut ihnen gewiß ein wenig Unrecht, aber die Einblicke in die Leben von Wohlstandsmünchnern in MANÖVER von May Spils und Ula Stöckls NEUN LEBEN HAT DIE KATZE lassen im direkten Vergleich mit SIE von Gitta Nickel, die DDR-Dokfilmerin schlechthin, einem zwar etwas ideologisch gefärbten Blick auf Selbstbestimmung von Frauen in einem großen Textilkombinat, oder dem anrührenden Film HEIM über Kinder und Jugendliche in einem Kinderheim aus der Hand der zu früh verstorbenen Petra Tschörtner nur eines vermuten: Die im Westen hatten nicht allzu viel zu erzählen. Und wenn doch, dann so verschwurbelt und kunstvoll bemüht wie Elfi Mikesch in ICH DENKE OFT AN HAWAII über ein junges Mädchen, das von einem besseren Leben als das ihrer putzenden Mutter träumt.

Hier fehlt der kritische und doch empathische Blick, dieses Eintauchen in Lebensrealitäten, das Aufblättern von gesellschaftlich relevanten Geschichten, all das, was zum Beispiel auch Evelyn Schmidt in ihrem von der DDR-Presse erst verschmähten, dann nach einer West-TV-Ausstrahlung halbwegs rehabilitierten Spielfilm DAS FAHRRAD und Helke Misselwitz in der Kohlenträger-Doku WER FÜRCHTET SICH VORM SCHWARZEN MANN einlösen.

Von den „West-Filmen“ bleibt wenig hängen, hingegen Misselwitz’ zärtlicher, die Schwere der Arbeit fast bewundernder Blick auf verschorfte Hände und durstige Kehlen lange nachwirkt, da hier nicht nur das Ende eines Berufsstandes verhandelt wird, die unkonventionellen, von Knast, den Umständen und der Härte der Arbeit gezeichneten Typen ahnten noch nicht, daß auch ihr Land in Kürze verschwinden wird.

Oder eben Schmidts Geschichte einer nirgends reinpassenden, alleinerziehenden Frau, die aus Verzweiflung einen Versicherungsbetrug begeht. Das nimmt wirklich Bezug auf Gesellschaftliches, das berührt, hingegen die an sich geschätzte Hermine Huntgeburth in der Fingerübung DIE MITSPEISENDEN von nichts, also wirklich nichts erzählt.

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.