"Éund sie lebten glücklich bis an ihr Lebens-ende. So ein Schwachsinn!" Eine grüne Hand reißt die Märchenbuchseite heraus, der Hintern wird damit abgewischt, die Klospülung betätigt - sichtlich erleichtert tritt Shrek aus seinem Toilettenhäuschen.
Schon die ersten Sekunden von Dreamworks zweitem computeranimierten Streich SHREK sind ein präziser Faustschlag in die Magengrube aller pädagogischen Erziehungsmärchen. 1998 reichte die ganze Ameisenarmee von ANTZ nicht aus, um Trickfilmübervater Disney das GROSSE KRABBELN auszutreiben, und anno 2001 genügt Shrek, ein nicht mal attraktiver Oger (!?! ein grüner menschenfressender Riesenkobold), um mit Vollkraft zu zeigen, wer der neue Herr im Animationssumpf ist.
In diesem ist Shrek zu Hause, und als flüchtige Märchenfiguren in seinem geliebten Matschloch Asyl suchen, zieht er aus, die Ursache dieser Ruhestörung herauszufinden. Diese findet er in Lord Farquaad, Herrscher von Duloc und gerade schwer damit beschäftigt, eine Anti-Fabelwesen-Säuberungsaktion in seinem Magic Kingdom durchzuführen. Im Zug eines Paktes schickt er nun Shrek auf die Suche nach Prinzessin Fiona, seiner Auserwählten - was folgt ist ein Gag-Minenfeld. Jede Station von Shreks Odyssee - ob feuerspeiender Drache, phallusfixierter Prinz oder Monsieur Robin Ud - bereitet dem Zwerchfell neue Lachkrämpfe.
Das Geheimnis von Shreks Erfolg ist vielfältiger Natur: Mit Knigge hat er wenig am Hut, hier wird gefurzt, gerülpst und gepopelt, daß sich manch elterliche Stirn in besorgte Falten legen dürfte. Doch die Sorgen schwinden schnell, denn mit welch brachialem Humor Feel-Good-Infantilismus à la Glücksbärchis und anderer Zeigefingerfabeln hier plattgemacht wird, ist die pure Freude. Daß vor allem die Mäusefabrik Prügel einsteckt (das permanente Ausbrechen der Figuren in Schmusearien wird ebenso durch den Kakao gezogen wie Hardcore-Merchandising und Partnerschaftstabus), ist wohl Ergebnis einer Privatfehde. Umso erfreulicher das bissige Resultat - hier stimmt einfach alles! Die lebendige Animation ist eine Augenweide, das blendende Timing wird von den köstlichen Figuren maßgeblich bestimmt - neben dem poltrigen Shrek ein pointenfeuernder Esel und Prinzessin Fiona, die für einige Überraschungen gut ist.
Bleibt abzuwarten ob Dreamworks die respektlose Qualität halten kann und wenn persönliche Rache im Film stets so ausfällt: Bitte, liebe Hollywoodler, STREITET EUCH!
[ Roman Klink ]
Originaltitel: SHREK
USA 2001, 90 min
Label: Universal
Genre: Computeranimation, Kinderfilm
Regie: Andrew Adamson, Victoria Johnson