• Meinungen

Stille Tage in Clichy

Nein, mit Chabrols Fassung kann man diese frühere Miller-Adaption wahrlich nicht vergleichen: allzu ordinär, geradezu und derb ist dieser dänische, auf englische gedrehte Interpretationsversuch. Der Country-Mime Joe MacDonald läßt auch von Beginn an keinen falschen Verdacht aufkommen, reimt er doch frech, daß man beim Sichten des Films ruhig ins Höschen der Geliebten langen kann. Bitte? Die zwei - mit Verlaub - mäßig attraktiven Herren Carl und Joey sind grenzenlose Chauvinisten, jeder Rock gehört gelüftet, die Damen können nicht blöd genug sein. Wunderbare Voraussetzung für die Erfüllung ihrer niederen Instinkte bietet das Paris der 70er.

Diese Orgie ist tatsächlich nichts für Feingeister, da helfen auch Baquette und Rotwein nix, wird das Mahl ohnehin beim Bade mit willig-hysterischen Nutten zweckentfremdet. Was soll man aber auch von Herren halten, die mit Juckreiz im Schritt nach Luxemburg fahren, nach ihrer Devise: Lieber eine ordentliche Geschlechtskrankheit, als in Ruhe und Frieden zu verrecken. Wer sich dennoch an das rüde Werk traut, dem sei vom Miller-Alter Ego Joey vertrauensvoll ans Herz gelegt: Alles ist Schweinerei.

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.