• Meinungen

Teorema

Dem Klappentext darf man nicht trauen – dies ist weder Pasolinis kontroversester noch sein bester Film. Das würde ja bedeuten, man ignoriere DIE 120 TAGE VON SODOM und ACCATONE. TEOREMA ist ein sperriger und manchmal verfahrener, in seiner dargestellten Sexualität bisweilen sogar ein wenig verklemmter Film, in dem der Ausnahme-Regisseur einmal mehr alles reinpuzzeln will, was einem guten Teil seines Oeuvres den Anstrich gab: Kirchenkritik, die Liebe zum Marxismus, das Einfordern einer ganz normalen, freien (Homo-)Sexualität.

Hier nun läßt er einen Schönling in praller Jeans und mit unstillbarer Libido in eine Fabrikantenfamilie einfahren und einen nach dem anderen aufs Laken zerren: Vater, Mutter, Tochter, Sohn. Selbst die Putze ist nicht sicher. Verwirrung allerorts, als der junge Mann dann einfach so verschwindet. In Form eines Pamphlets, dem allerdings die Wut etwas ausging, wird von der Leere der Reichen erzählt, ihr motivloses, dekadentes Treiben scheint jedoch nicht von Dauer, komplette Langeweile und Sinnlosigkeit übernehmen, Wahnsinn macht sich breit. Pasolini gestaltet das mit Mitteln des Stummfilms, einem Wechsel aus Schwarzweiß und Farbe in den Bildern. Ennio Morricones freejazzige Musik und das Wolkenziehen über schwarzer Erde verstärken den Eindruck des irgendwie bemüht Mysteriösen.

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.