Originaltitel: THE BOYS OF ST. VINCENT

Kanada 1993, 178 min
Label: Pro Fun

Genre: Drama, Thriller

Darsteller: Henry Czerny, Sebastian Spence

Regie: John N. Smith

The Boys Of St. Vincent

„Komm rein, mein Sohn!“ Allein bei diesem Satz aus dem Munde von Bruder Lavin möchte man kotzen, weil man spürt, was gleich passiert. Weil es ritualisiert scheint, weil wir in Kevins traurige Augen schauen. Doch er ist einer von vielen Jungen in diesem kirchlichen, dabei so gottlosen Waisenhaus, und Lavin ist sicher der Schlimmste, aber eben nicht der Einzige. Die Geschichte eines kollegialen Mißbrauchs erschütterte in den 80ern, bei früheren Gerüchten sahen die Behörden wie so oft weg. Im 2. Teil der vorliegenden DVD geht es dann um die gerichtliche Auseinandersetzung, die durch Verjährung, Selbstmord und im Schlußbild grinsende Erwachsenengesichter und noch immer traurige Kinderaugen eine nur bedingt „erfolgreiche“ ist.

Gerade wenn man auf aktuelle Ereignisse in Internaten und kirchlichen Erziehungshäusern schaut, weiß man einmal mehr, daß die Gesellschaft kaum lernfähig ist und doch narrentreu „christlich“ wählt. John N. Smiths Film zeigt dabei so viel, daß man gerade noch dranbleiben kann, man ekelt sich, darf aber nicht wegschauen. Vielleicht ist das die wichtigste Botschaft, die so ein Film haben kann.

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.