Originaltitel: 100% WOLF
Australien 2020, 96 min
FSK 0
Verleih: Constantin
Genre: Computeranimation, Abenteuer, Kinderfilm
Stab:
Regie: Alexs Stadermann
Stimmen: Alina Freund, Kurt Krömer, Hella von Sinnen
Kinostart: 01.07.21
Was Sie nie zu fragen wagten und daher noch nicht wußten: Werwölfe sind entgegen überlieferten Volksglaubens keine blutrünstigen Bestien, sondern wahre Menschenfreunde, die nachts Babies, kleine Kätzchen oder in Not geratene (unter anderem) Jungfrauen retten. Etwas schleierhaft bloß der scheinbar natürliche Haß auf Hunde, eine Revierstreitigkeitsfrage vielleicht? Egal. Jedenfalls mag Freddy Lupin, Sohn des Rudelführers, seine Debüt-Verwandlung kaum abwarten, welche ihm den Weg zum „Chefheuler“ weisen soll, falls es den Papa mal erwischt. Tragischerweise geschieht’s unfallbedingt bald so, immerhin darf Vater vorher sinnieren, daß besagter Boß ein großes Herz braucht. Die Botschaft hätten wir ergo bereits abgehakt.
Einige Zeit später, Freddys Stunde schlägt, der Teenager tritt ins Mondlicht, allerlei Puff, Peng und wabernde Rauchschwaden, dann steht er transformiert da: allerdings als weißer Mini-Pudel, einer Klobürste eng verwandt, verspottet, verachtet, nach böswilligem Umfärben fies farblich akzentuiert (besonders der pinke Schwanzpuschel zieht Blicke magnetisch an), schließlich verjagt. Allein die streunende Töle Batty eilt zur Orientierungshilfe zwischen markierenden Duftnoten, autobahnmäßig stark befahrenen Straßen und zwielichtigen Kötern, die Knochen, Quietschspielzeug oder – uiuiui! – frische Schuhe verhökern.
Freddy & Batty alias Pinky & Brain auf Mission, die frohe freundschaftliche Kunde zu verbreiten: Das ist anfangs ziemlich nervig, steigert sich aber durchaus entschlossen, verkraftet man eher zweckmäßige, primär auf riesige Augen und gigantische Schnauzen setzende Animation. Akzeptiert außerdem klaglos, wie sich das Genre, abgesehen von Pixars oft brillanten Gegenentwürfen, heutzutage eben präsentiert, daß eine überschaubare Handlung meist nur zum Unterbau actionbasierter Erzählung taugt, Geschwindigkeit an Hektik grenzt und Wortkanonaden selten gedankliche Atempausen lassen. Was Freddy & Co. nun dazu herausfordert, gleich mehrere Schurken auszuschalten, namentlich einen psychisch angeknacksten, berlinernden Eisverkäufer, Freddys karrieregeilen Onkel sowie eine – klar! – auf morbiden Pfaden robbende, bedrohlich kichernde Wissenschaftlerin.
Letztere bringt fürs Protagonistenpaar hübscherweise tolle Sidekicks mit, vom aggressionstherapierten Chihuahua bis hin zum sabbernden Ungetüm Bruno, das zwar lediglich „Ball!“ sagen kann, dies jedoch in sicherlich 378 Betonungen für verschiedene Emotionszustände. Liebe auf den ersten Hundeblick! Überhaupt platscht der Humor erstaunlich wenig plump-brachial runter, geklopfte Schenkel bleiben die Ausnahme, viel besser packt die treueste Angestellte des Werwolf-Hauses (nennt man das Bau?) ihre Kampfsportkünste aus. Und unerwartet schimmert schon fast Kult durch, wenn Hella von Sinnen bestgelaunt synchronisiert: „Cerberus! Wieso läuft es auf mich zu?!“
[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...