D 2009, 102 min
FSK 0
Verleih: Fox
Genre: Komödie, Liebe, Drama
Darsteller: Max Riemelt, Alexander Fehling, Robert Gwisdek, Claudia Eisinger, Amit Shah
Regie: Frieder Wittich
Kinostart: 07.01.10
Manchmal können Trailer täuschen, indem sie die einzigen guten Szenen eines Films auf zwei Minuten komprimieren. Und es gibt den anderen Fall, wie zum Beispiel hier: Wenn man im Kino die Vorschau zu 13 SEMESTER um die Ohren gehauen bekommt, entsteht leicht der Eindruck, wieder mal eine langweilige, mit Fäkalwitzen gespickte Komödie deutscher Machart zu sehen. Was falsch gedacht wäre.
Okay, natürlich entbehrt die Geschichte von Momo und Dirk – zwei Abiturienten, welche die Brandenburger Provinz gegen einen Studienplatz in Darmstadt eintauschen – nicht gewisser Pferdefüße. Unter anderem wird das Ganze auf TV-Niveau bebildert und auch sonst wenig aufregend inszeniert. Allerdings heißt es ja, die inneren Werte zählen. Und da kann zwar der älteste Professoren-Spruch aller Zeiten („Schauen Sie mal nach rechts und links ...“) immer noch nicht mehr punkten als zu eigenen Studienzeiten, aber die Milieuzeichnung inklusive überfüllter Mensen oder unverständlicher Vorlesungen ist nahe dran. Das weckt Erinnerungen!
Ein Grundinteresse besteht nun bereits, man schaut gern zu, wie sich Momo statt Pauken lieber auf die faule Haut legt, bis er seiner Traumfrau Kerstin begegnet. Die Eroberung birgt indes ungeahnte Hürden und dauert ihre Zeit, welche wiederum Dirk nutzt, um seinen Abschluß anzustreben. Was Differenzen zwischen den beiden Freunden zur Folge hat, da die verschiedenen Lebensmodelle kaum mehr konform gehen.
Leider bedeutet dies aber auch eine Wende der lockeren Erzählstruktur, denn wo kämen wir ohne Moralkeule hin?! Momo, obwohl mit Kerstin verbandelt, muß also in ein Depressionsloch fallen, zum Idioten mutieren und nichts auf die Reihe bekommen. So stereotyp, wie es das Rezept für lehrreiche Unterhaltung vorschreibt – zwei Löffel Auseinandersetzung, vier Prisen Selbstzweifel, drei Zurückweisungen ... Das würde nerven, gäbe es nicht die kompetent gegen zu übermächtige Klischees anspielenden Darsteller, wobei primär Claudia Eisinger als Kerstin gefällt, deren schnodderige Art an eine jüngere Heike Makatsch erinnert. Außerdem sollten einige charmante Einfälle gewürdigt werden, unter anderem die ziemlich schräge Seifen-Subhandlung.
Wenn Regie und Buch jetzt noch lernen, wie man sich mutig auf nur ein Genre konzentriert, gar Konventionen in den Wind schießt, könnte der nächste Film zum Diplom mit Auszeichnung geraten.
[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...