Originaltitel: SLEUTH
USA 2007, 86 min
Verleih: Concorde
Genre: Thriller, Psycho
Darsteller: Michael Caine, Jude Law
Regie: Kenneth Branagh
Kinostart: 24.01.08
Ungeachtet der überschaubaren Zahl von bloß zwei handelnden Personen stellt sich damit die Frage aller Fragen. Welcher der beiden in einer Villa zusammentreffenden Männer ist also geistig derangierter: Andrew Wyke, der brillant-besessene Krimiautor? Oder Milo Tindle, ein von Rachsucht kontrollierter Narziß, außerdem Liebhaber von Wykes Gattin und gekommen, den Schriftsteller zur Scheidung zu bewegen?
Und was geschieht beim Aufeinanderprallen dieser Charaktere? Natürlich entspinnt sich ein Machtkampf, welcher jede Grenze überschreitet, bei dem bald nicht länger die begehrte Frau im Fokus steht. Nein, er wird sich um gegenseitige Erniedrigung drehen, um Männlichkeit und Egotrips, eigene Regeln und den Endsieg, der keinen vernünftigen Preis kennt.
Bereits der deutsche Titel macht klar, daß wenigstens einer der Protagonisten das Schlachtfeld mit heftigen Blessuren oder auch gar nicht mehr verlassen wird. Wenig überraschend entscheidet Michael Caine dabei zumindest das darstellerische Duell souverän für sich – sein in verborgenen Seelenwelten stochernder Wyke ist ein krankes Genie, ein selbst in der (temporären?) Niederlage würdevoll kaputter Geist, während Jude Law als Tindle mit ziemlichem Überagieren proportional zur Lauflänge zunehmend nervt, was den Film enormes Identifikationspotential kostet.
Zudem inszeniert Kenneth Branagh nach einer zwar sehr vorhersehbaren, doch stringent-spannenden Halbzeit in der zweiten Hälfte dann derart verliebt in das ihm gebotene Sujet, daß er den Plot mit seiner Zuneigung förmlich erdrückt. Weshalb sich das zweifellos ambitionierte, aber in intellektuellem Themenwust völlig ausufernde Skript vom Spiel mit Masken über Homoerotik bis hin zur sich telefonisch einschaltenden Gemahlin von Regisseursseite ungebremst alles erlauben und nehmen darf; allerdings ohne ein rechtes Maß zu kennen.
Zu viele aufeinanderfolgende Wendungen, technologische Spielereien im Haus des High Tech-Freaks Wyke oder eben Laws ausgestellte Mimik-Mätzchen behindern einander, führen schließlich dazu, daß man den Kinosaal mit einem Gefühl der Unausgegorenheit, vielleicht gar desinteressierten Ratlosigkeit verläßt. Schade ...
[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...