Es ist wieder soweit. Ein Kinderfilm sucht uns heim, der auf Festivals und in seiner skandinavischen Heimat erfolgreich war. Das kann ein positives Zeichen sein, wenn man an die herzensguten TSATSIKI-Abenteuer denkt. Ebenso kann es einen Griff in den Nachttopf bedeuten. Mit gerunzelter Stirn erinnern wir uns an KLETTER-IDA. Nun ballen ZWEI KLEINE HELDEN die Kräfte, meistern gemeinsam das Erwachsenwerden und verbreiten immerhin gute Laune.
Es ist wie im wahren Leben. Passend zu jedem schmächtigen Außenseiter gibt es eine drangsalierende Dreierbande - meist zwei Dumpfbacken, die von einem frühreifen, komplexbehafteten Pummel angeführt werden. Das muß Marcello schmerzlich einsehen, als er mal wieder kopfüber am Fußballtor hängt und der dicke Oscar ihm den Ball in den schmalen Bauch bolzt. Die Eltern bekommen vom kindlichen Sozialdarwinismus nicht viel mit. Vater Giuseppe erzieht den Sohn vergeblich zum Fußballtalent, und Mutter Gunilla ist viel zu beschäftigt damit, ihre Familie katholisch zu führen. Marcellos größtes Problem: Er weiß nicht, was er will, wo es hingehen soll. Er hat keinen Traum. Dann trifft ihn der Schlag, er will fliegen! Als er auch noch die Libanesin Fatima kennenlernt, die viel lieber Fußball als mit Puppen spielt, ist auch das Ziel klar. Wolke Nummer sieben sollte es sein, zumindest grob gepeilt. Nun gilt es noch, dem dicken Oscar seinen Segelgleiter abzujagen, Fatima aus den Fittichen ihrer konservativen Brüder zu retten und É Göteborg von oben zu sehen!
Da hat Ulf Malmros eine wahrlich abstruse Kinderbowle zusammengemixt. Kleine Zuschauer werden ihre Schwierigkeit haben, den Übergang vom "realen Geschehen" zu Marcellos Traumsequenzen rechtzeitig wahrzunehmen. Vom satirischen Einsatz des stetig erscheinenden, geschwätzigen Jesus ganz zu schweigen. Klar ist die Metapher vom Flüggewerden ziemlich eindeutig, doch gehören Diebstahl, Lügen und Prügel zwingend zum pädagogischen Plan?
Schade, denn immerhin verbucht ZWEI KLEINE HELDEN überaus spielfreudige Jungdarsteller und sensationell gute Laune. Learning to Fly - der Wille zählt. Im Leben, wie im Kinderfilm.
Originaltitel: BÄST I SVERIGE
S 2002, 88 min
Verleih: MFA
Genre: Kinderfilm, Erwachsenwerden
Darsteller: Ariel Petsonk, Zamand Hägg, Michael Nyqvist
Regie: Ulf Malmros
Kinostart: 01.01.04
[ Roman Klink ]