Fünf Jahre ist es her, daß uns Mme Delpy mit ihrem Regiedebüt 2 TAGE PARIS zeigte, wie eine gelungene Culture-Clash-Beziehungskomödie auszusehen hat. Daß der Überraschungserfolg von 2007 allein wegen seines offenen Endes eine Fortsetzung wert ist, wird wohl kaum ein Freund des ersten Teils bestreiten, bot doch die Beziehung von Marion und Jack ein Fest an wahnwitzigen Dialogen à la Woody Allen in Bestform, das längst nicht auserzählt schien.
Der erste kleine Dämpfer ist für die Anhänger des Originals da schon die Nachricht, daß Adam Goldberg alias Jack nicht mehr mit von der Partie ist. An seine Stelle ist Chris Rock getreten, einst einer der nicht wenigen „nächsten Eddie Murphys“, mittlerweile aber relativ selten im Kino zu sehen. Von Rocks schauspielerischen Fähigkeiten mag man halten, was man will, zumindest das Thema Culture Clash bekommt durch Marions afroamerikanischen neuen Freund Mingus neues Futter.
Denn diesmal fallen die Franzosen in Amerika ein, genauer gesagt Marions inzwischen verwitweter Vater Jeannot, ihre frivole Schwester Rose und deren Freund, Marions Ex Manu. Das Trio Infernale stellt das Leben der Emigrantin erwartungsgemäß innerhalb kürzester Zeit auf den Kopf. Marion ist mittlerweile Mutter eines 4jährigen Sohnes, lebt von Kindsvater Jack getrennt und mit Mingus zusammen, der selbst aus einer gescheiterten Ehe eine 7jährige Tochter mit in die Beziehung bringt. Schon allein in dieser Patchwork-Konstellation keine unkomplizierte Angelegenheit, führt die Invasion der Barbaren aus Paris das junge Glück von Marion und Mingus bald nicht nur an seine Belastungs-, sondern auch Beziehungsgrenzen.
Delpy scheut wie schon im ersten Teil nicht vor den Klischees zurück, die Amerikaner und Europäer so voneinander haben. Die Franzosen haben’s da eben nicht so mit der Körperhygiene, dafür umso mehr mit Freizügigkeit und öffentlichem Drogenkonsum, die Amis wiederum sind prüde, karriereversessen und ignorant. Delpy erzählt den umgekehrten Culture Clash erneut rasant, verläßt sich dieses Mal aber etwas zu sehr auf ihre französische Filmfamilie anstatt auf das Paar-Porträt, das trotz einer soliden Leistung Rocks etwas auf der Strecke bleibt. Es funkt einfach nicht so zwischen den beiden wie bei Jack und Marion vor fünf Jahren. Bleibt die Hoffnung auf eine Goldberg-Rückkehr in Teil 3. Denn das Zeug zum Indie-Hit hat auch 2 TAGE NEW YORK allemal.
Originaltitel: 2 DAYS IN NEW YORK
F/D/Belgien 2012, 91 min
FSK 12
Verleih: Senator
Genre: Komödie
Darsteller: Julie Delpy, Chris Rock, Albert Delpy, Aleksia Landeau, Vincent Gallo, Daniel Brühl
Stab:
Regie: Julie Delpy
Drehbuch: Julie Delpy
Kinostart: 05.07.12
[ Paul Salisbury ] Paul mag vor allem Filme, die von einem Genre ausgehen und bei etwas Neuem ankommen. Dabei steht er vor allem auf Gangsterfilme, Western, Satire und Thriller, gern aus der Hand von Billy Wilder, Sam Peckinpah, Steven Soderbergh, Jim Jarmusch, den Coen-Brüdern oder Paul Thomas Anderson. Zu Pauls All-Time-Favs gehören DIE GLORREICHEN SIEBEN, TAXI DRIVER, ASPHALT COWBOY, SUNSET BOULEVARD, POINT BLANK ...