Daß Jan eines Tages einfach verschwunden ist, kann Marie nicht vergessen. Die vergebliche Suche nach ihm, gemeinsam mit den Freunden Frank und Steini, die Rückkehr nach Hause und der Beginn des Lebens ohne Jan, all das liegt inzwischen fünf Jahre zurück. Marie hat Frank geheiratet und ist glücklich, die Gedanken an den einstigen Geliebten aber wird sie nicht los. Sie schreibt einen Brief an ihn, merkt aber, daß die Worte nicht stimmen und wirft ihn unachtsam weg. Frank findet ihre Zeilen und liest darin, daß Marie Jan noch immer liebt. Er ist verletzt und schickt den Brief ab, ohne es Marie zu sagen. Als Jan unerwartet wieder auftaucht, scheint sich alles zu verändern. Nicht nur in der Beziehung von Marie und Frank, sondern auch für Steini, der seine Freundin Jenny ständig betrügt, für Jans Bruder Olli, der gerade verliebt ist und nicht zuletzt für die Eltern des Zurückgekehrten ...
3¡ KÄLTER ist eine Ausnahmeerscheinung innerhalb der aktuellen deutschen Kinolandschaft mit ihrer Vielzahl von Sozialdramen. Die Figuren müssen sich auch hier mit der Banalität des Alltags und der Sehnsucht nach dem Außergewöhnlichen herumschlagen, aber es geht nicht um die Beschreibung und das Hinterfragen äußerer Umstände, sondern um ein Lebensgefühl.
Vom Unausgesprochenen gegenüber sich selbst und zwischen zwei Menschen, von Unterlassenem und vom Schweigen handelt dieses Debüt. Die ausgezeichnete Umsetzung der Idee ist sowohl der visuellen Gabe Florian Hoffmeisters als auch einem herausragenden Schauspielerensemble zu verdanken. Die Herkunft des Regisseurs vom Kamerafach läßt sich unschwer erraten. Auch wenn die Künstlichkeit der Rückblenden am Anfang irritieren mag, die Bilder haben eine große Erzählkraft und in diese wird vertraut. Wie zufällig scheint die Kamera teilweise zu ihren Motiven zu finden, mit einem neugierigen, unverstellten Blick, und oftmals verweigert sie sich der Vollständigkeit von Bildern. In aller Deutlichkeit bekennt sie sich so zum Fragmentarischen in der Handlung.
3¡ KÄLTER ist dennoch ein sehr präziser Film, der seine Stärke im Skizzenhaften hat und auf überflüssige Dialoge verzichtet. Unverständlich nur, daß es ein paar Momente gibt, in denen diese Präzision aufgehoben ist. Ebenso rätselhaft bleibt der Titel. Dennoch beschert der Film dem Kinowinter einen überaus sehenswerten Ausklang.
D 2005, 104 min
Verleih: Blue Eyes Pictures
Genre: Drama
Darsteller: Bibiana Beglau, Sebastian Blomberg, Johann von Bülow
Regie: Florian Hoffmeister
Kinostart: 16.03.06
[ Jane Wegewitz ] Für Jane ist das Kino ein Ort der Ideen, ein Haus der Filmkunst, die in „Licht-Schrift“ von solchen schreibt. Früh lehrten sie dies Arbeiten von Georges Méliès, Friedrich W. Murnau, Marcel Duchamp und Man Ray, Henri-Georges Clouzot, Jean-Luc Godard, Sidney Lumet, Andrei A. Tarkowski, Ingmar Bergman, Sergio Leone, Rainer W. Fassbinder, Margarethe v. Trotta, Aki Kaurismäki und Helke Misselwitz. Letzte nachhaltige Kinoerlebnisse verdankt Jane Gus Van Sant, Jim Jarmusch, Jeff Nichols, Ulrich Seidl, James Benning, Béla Tarr, Volker Koepp, Hubert Sauper, Nikolaus Geyrhalter, Thierry Michel, Christian Petzold und Kim Ki-duk.