Die Sätze: "Es ist aus. Ich kann nicht mehr." sind wohl in unmerklichen Variationen die am häufigsten gesprochenen in Trennungsszenen jeglicher Güteklasse. Man findet sie in Filmklassikern, in Schnulzen, schlechten Fernsehdramen und gleich zum Auftakt in Sabine Derflingers Beziehungsfilm. An diesem Punkt weiß man noch nicht, ob die österreichische Regisseurin mit Ironie spielen will oder es ihr ernst ist. Und ehrlich: man wird es nie ganz herausfinden.
Christine, der Hauptcharakter, eine 42jährige Ehefrau und Mutter, im Beruf erfolgreich aber sinnsuchend, mit einem Mann, der finanziell weniger einspielt als sie, dafür aber Menschenleben rettet, trennt sich gerade von ihrem Liebhaber Martin, einem großkotzigen Arschloch und Kollegen ihres Mannes. Danach fährt die Familie wie jedes Jahr in ein nobles Ferienhaus nach Italien.
Sonja, die 13jährige Tochter, will sich unbedingt verlieben und hält ihrer Mutter mit ihrer Jugend und Unbeschwertheit einen Spiegel vor. Christine will wieder gesehen werden. Sie hat die Seichtheit ihrer Ehe mit Georg satt. Am Strand begegnet sie dem braungebrannten Tamaz und nimmt sich ihn kurzerhand zum jugendlichen Liebhaber. Als Martin und seine Frau Linda auf einen Kurzbesuch vorbeikommen sind alle Rollen für das häusliche Kammerspiel besetzt.
Das Potential, das in der Thematik angelegt ist - denn was ist interessanter als die Beziehung zwischen Männern und Frauen, den Kämpfen, die eine langjährige Ehe mit sich bringt und der Angst vor dem Alter, dem Scheitern von Lebensträumen - wird von Derflinger jedoch verspielt. Die Kulissen dominieren die emotionalen Schlachtfelder (die weiße Villa, die Yacht, die Luxussuite im Hotel als Symboliken für Leere und Sattheit) und Klischees spielen sich in den Vordergrund (Shoppen als Ersatz für Liebe, der junge Liebhaber mit seiner wilden Strandclique, Tobias Moretti als Martin). Die eigentliche Problematik einer Frau mittleren Alters, sich mit den Gegebenheiten ihres Lebens an einem gewissen Punkt schmerzlich auseinandersetzen zu müssen, wird dadurch untergraben.
Sabine Derflinger inszeniert ihre Charaktere zu glatt. Sie geht nie bis dahin, wo es wirklich weh tut. Christine, Georg und Martin sind nicht, sondern sie spielen eine Rolle. Man kann mit ihnen weder weinen noch lachen und deshalb auch nicht leiden.
Österreich 2007, 95 min
Verleih: Zorro
Genre: Drama
Darsteller: Claudia Michelsen, Ulrich Tukur, Tobias Moretti, Petra Morzé, Vanessa Krüger, Jacob Matschenz
Regie: Sabine Derflinger
Kinostart: 24.07.08
[ Susanne Schulz ]