Originaltitel: 47 RONIN
USA 2013, 119 min
FSK 12
Verleih: Universal
Genre: Fantasy, Historie
Darsteller: Keanu Reeves, Hiroyuki Sanada, Ko Shibasaki
Regie: Carl Erik Rinsch
Kinostart: 30.01.14
So japanisch wie Sushi, Kirschblüten und Pikachu – im Land der aufgehenden Sonne gehört die Geschichte von den 47 Ronin (Ronin = herrenlose Samurai) zu den tief verankerten Nationalmythen. Unzählige Male aufbereitet in Büchern und Comics. In den traditionellen Theaterspielarten von Bunraku bis Kabuki, genauso wie im popkulturellen Sektor. Logisch, daß auch das Kino schon daran partizipierte, ist die Story doch im Grunde wie geschaffen für ein opulentes Leinwandabenteuer.
Dachte man sich wohl auch in Hollywood, wo der bis dato als Werbefilmer in Erscheinung getretene und von Ridley Scott protegierte Regisseur Carl Erik Rinsch sich an den Stoff heranwagte. Dem Publikum einen, so Mr. Rinsch wörtlich, „Kurosawa On Meth“ versprechend.
Es ist schwarze Magie, die den alten Fürsten Asano verleitet, sein Schwert gegen Lord Kira zu erheben. Denn mag der zwar heimtückisch und machtgeil sein, so ist er doch auch gerade Gast im Hause Asano. Und Gastrecht ist heilig, dagegen zu verstoßen, kann nur eine Konsequenz haben: Asano begeht Seppuku, sein Besitz, inklusive schöner Tochter, fällt an Kira. Doch hat der die Rechnung ohne die 47 Samurais Asanos gemacht, die darangehen, den Tod ihres Herren zu rächen und dessen Ehre wiederherzustellen. Und sei es für den Preis des eigenen Lebens.
Bloß gut, daß Kurosawa einst beim Sake blieb. Selbstgefällig und aufgeblasen wie Rinschs Statement ist sein ganzer Film. Daß hier der historische Stoff mit Fantasy-Firlefanz (Hexen, Dämonen, Märchenwaldrauschen) gepäppelt wurde, mag im Namen des Popcorn-Kinos so legitim sein, wie es für die Geschichte überflüssig ist. Zumal, wenn man kaum in der Lage ist, diese packend zu erzählen. Was bei diesem Stoff echt was heißt. Rinsch, der Mann, der in jeder seiner Szenen zeigen will, daß er klotzt und nicht kleckert, hat dann eben auch einen Klotz von Film geschaffen, bei dem nicht nur die Kampfszenen – für dieses Genre ja das Non plus ultra – so einfallslos und schwerfällig sind, wie es ein Klotz eben nur sein kann.
Die dabei im Film insgesamt zelebrierte Form ist reine Werbeästhetik. Man wartet fast auf den Toyota, der durchs Bild schnurrt. Mit Keanu Reeves am Steuer, der als einer der 47 Ronin das weiße Halbblut Kai spielt, dabei gar keine schlechte Figur macht, aber in der Möglichkeit einer Charakterentfaltung ebenso beschnitten ist wie das Wirkungspotential dieser Geschichte insgesamt.
[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.