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9 To 5 – Days In Porn

Härter, tiefer, dümmer

Laut Verleih löste 9 TO 5 auf Festivals Besucheranstürme aus, was wenig wundert, schließlich verkauft sich Sex am besten, und bereits der Titel offenbart, worum es geht – die amerikanische Erwachsenenfilmindustrie, welche dokumentarisch beleuchtet werden möchte. Also schön.

Nun wäre anzunehmen, daß jeder Zuschauer schon mal einen Porno gesehen hat. Dennoch fokussiert die Kamera derart verbissen auf den Dreharbeiten, als wolle sie Unbekanntes erforschen. Was nach kurzer Zeit anödet, wie ein echter Porno eben. Wenden wir uns ergo lieber dem aus Statements einiger Beteiligter zusammengeschnittenen Rest zu und erfahren wundersame Dinge: Für Audrey ist die eigene Visagistin Grund genug, sich wie eine Prinzessin zu fühlen; vielleicht glaubt die Gute tatsächlich, ihr würde jemand ins Gesicht schauen. Belladonna dagegen bewundert Kollegin Sasha dafür, nicht das „typische vergnügte Porno-Mädchen“ zu sein. Passend dazu stellt die Gelobte tiefsinnig klar: „Dies ist kein 9-To-5-Job, von dem ich heimkomme und meine Kinder verprügele.“ Da haben die Kleinen ja direkt Glück gehabt.

Und obwohl viele Darsteller was vom tollen Leben faseln, soll man auch Schattenseiten des Geschäfts kennenlernen, unter anderem die Furcht, nie eine richtige Schauspielerin à la Meryl Streep werden zu können. Natürlich muß zudem zur Sprache kommen, wie gierig die Umwelt darauf lauert, unsere Künstler zu diffamieren. Weswegen zum Beispiel Mia seit Bekanntwerden ihres Berufs nicht mehr online „World Of Warcraft“ spielen darf. Dabei hatte sie bereits Level 70 erreicht! Ja, Porno ist kein Zuckerschlecken, selbst wenn sich dort „In-creee-dible People“ tummeln.

Scheinbar eher unbeabsichtigt gelingt es dieser Doku indes manchmal doch, einen Sekundenblick hinter die Fassade zu werfen. Konkret dann, wenn sich Belladonna & Co. offensichtlich selbst belügen, die Regisseure – allesamt Schmierlappen erster Garnitur – ihrer Frauenfeindlichkeit freien Lauf lassen, oder eine Ärztin von willentlichen HIV-Infizierungen berichtet. Nur leider steht sofort die nächste lüstern abgelichtete Sexszene an und macht solche zwar nicht wirklich neue Erkenntnisse bietenden, aber wenigstens wohltuend ernsthaften Splitter flugs vergessen.

Bleibt im Fazit eigentlich bloß zu vermuten, daß ein abschließender Produzenten-Satz die Wahrheit spricht: „Für Porno kannst Du nicht zu doof sein.“

D 2008, 95 min
FSK 18
Verleih: Zorro

Genre: Dokumentation, Erotik

Stab:
Regie: Jens Hoffmann
Drehbuch: Jens Hoffmann

Kinostart: 16.07.09

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...