Originaltitel: A BIGGER SPLASH
F/GB/I 2015, 124 min
FSK 12
Verleih: StudioCanal
Genre: Drama, Thriller, Erotik
Darsteller: Tilda Swinton, Ralph Fiennes, Matthias Schoenaerts, Dakota Johnson
Regie: Luca Guadagnino
Kinostart: 05.05.16
Remakes rufen Nostalgiker auf den Plan, die sich durch nichts davon überzeugen lassen, daß ihre erste große Liebe, nämlich das Original, eine Renovierung nötig hätte. Nun versucht sich Luca Guadagnino ausgerechnet am ikonischen DER SWIMMINGPOOL von 1969, jenem schwülen Beinahe-Krimi, der, wäre er ein Ort, wohl Kultstätte genannt werden müßte: für Romy-Schneider-Verehrer, für Alain-Delon-Anhänger und alle, die dem hedonistisch-melancholischen Sixties-Zeitgeist des französischen Jetsets verfallen sind.
Zunächst heißt es umziehen. Statt Courrèges trägt man Dior, statt Saint-Tropez wird die italienische Insel Pantelleria zum Schauplatz der Vierecksgeschichte um Begehren und Verderben unter mediterraner Sonne. Rockstar Marianne erholt sich hier von einer Stimmbandoperation, ihr Geliebter Paul von einer Lebenskrise. Sie darf nicht, er will nicht reden. Aber die sexuelle Kommunikation funktioniert. Als jedoch Mariannes ehemaliger Produzent Harry und dessen laszive Tochter Penelope das Refugium heimsuchen, gerät auch die in Schieflage. Denn Harry und Marianne verbindet eine alte Leidenschaft, die im aufgeheizten Urlaubsklima neue Flammen schlägt – und ertränkt.
In Derays Version ergab sich aus Feuer und Wasser ein anhaltendes Zischen, sinnlich, ohne ausgestellten intellektuellen Überbau. Guadagninos Filmsound ist eher ein (pop-)ästhetisch gebildetes Plätschern, das seine moralischen Leerstellen kunstvoll, aber eben auch ein wenig bemüht umspielt. Denn während Deray die Relevanz seines Werkes den Nachgeborenen anheimgab, zitiert Guadagnino so viele hehre Musen, daß einem vom Mitküssen die Lippen taub werden.
Da steht David Hockneys titelgebendes Gemälde neben den Rockstarattitüden der 70er. Da strolcht die aktuelle Flüchtlingskrise durchs Unterholz. Da gibt Tilda Swinton eine androgyn getunte Marianne 2.0, die kantigen Sexappeal, aber eben nichts Verschlingendes entwickelt. Da führt der Regisseur Vorbilder wie Rossellini und Scorsese im Mund, musikalisch begleitet von den Rolling Stones, Verdi und Popol Vuh.
Um im Bild zu bleiben: Guadagninos Hommage an fast alles ist eine artifizielle Arschbombe, die an ihrem enormen intellektuellen Anlauf leidet, in der erzählerische wie visuelle Umständlichkeiten vom Eigentlichen ablenken – von der Hitze, von erotischen und anderen Kränkungen mitsamt ihren tödlichen Folgen.
[ Sylvia Görke ]