Originaltitel: A DIFFERENT MAN

USA 2023, 112 min
FSK 12
Verleih: Universal

Genre: Tragikomödie, Horror, Satire

Darsteller: Sebastian Stan, Adam Pearson, Renate Reinsve

Regie: Aaron Schimberg

Kinostart: 05.12.24

A Different Man

Das fremde alte Gesicht

Es paßt sehr gut, daß A DIFFERENT MAN wenige Monate nach dem grandiosen Körperhorror THE SUBSTANCE in die Kinos kommt. Er lädt dazu ein, über Schönheitsnorm, Anpassungsdruck und Minderwertigkeitskomplexe noch einmal aus einer anderen Perspektive nachzudenken.

Wo Coralie Fargeat einen eskalierenden Ekel-Exzeß inszenierte, wählt Aaron Schimberg in A DIFFERENT MAN eine interessante Zwei-Akt-Struktur. Sein Protagonist Edward lebt zurückgezogen und ausgegrenzt mit der Krankheit Neurofibromatose. Sein Gesicht ist, wie man umgangssprachlich und despektierlich oft sagt, entstellt. Selbst in seiner Wohnung schleicht sich das Gefühl der Entfremdung und einer ungreifbaren Bedrohung ein. Also nimmt er an einem medizinischen Versuch teil, der dafür sorgt, daß sein Körper sein altes Ich im wahrsten Sinne abstößt – auch hier lauert der grausig blutige Body Horror. Zum Vorschein kommt ein erfolgreicher Normschönling, und damit beginnt plötzlich ein anderer Film. Edward bemerkt, daß man ein Theaterstück über ihn inszeniert, dessen Hauptdarsteller bald zu seinem Konkurrenten wird.

Wenngleich die Tragikomödie der zweiten Hälfte dem intensiven Terror der ersten nicht gewachsen ist: A DIFFERENT MAN entspinnt ein kluges Maskenspiel und Sozialexperiment, das erst vom Schrecken der A-Normalität und hinterher vom Horror des Durchschnitts erzählt. Denn wie das so ist mit den Menschen, die sich nie genug sein können: Das Besondere, Absonderliche wird final zum Fetisch – auch im Kunstbetrieb. Und die Diskriminierung setzt sich zweischneidig unter dem Deckmantel der Bewunderung und Repräsentation fort.

[ Janick Nolting ]

A Different Man ab heute im Kino in Leipzig