Originaltitel: A GIRL WALKS HOME ALONE AT NIGHT

USA 2014, 99 min
FSK 12
Verleih: Capelight

Genre: Drama, Horror

Darsteller: Sheila Vand, Arash Marandi, Marshall Manesh, Mozhan Marnò, Dominic Rains

Regie: Ana Lily Amirpour

Kinostart: 23.04.15

3 Bewertungen

A Girl Walks Home Alone At Night

... und verläuft sich ein wenig

Man mag sich ja eine Vampirin nach individuellem Empfinden vorstellen, vermutlich trägt sie dennoch nicht Ringelpullis unter einem Tschador und fährt Skateboard. Oder? Tja, Regisseurin Ana Lily Amirpour macht’s möglich, entführt nach Bad City, unschwer als fiktiver Teil des Irans identifizierbar. Hier lebt der Abschaum, regieren Drogen und Geld. Und dort geht ein namenloses Mädchen auf die Jagd, saugt finsteren Schurken das Blut aus den Adern. Ein Racheengel, ein Regulativ, auch eine unleugbare Verführung, wie der junge Arash, vielleicht das letzte aufrechte Mitglied der verkommenen Gesellschaft, bald feststellen muß und will.

Vampire mal komplett anders – das kennt der Kinogänger von Polanski oder kürzlich 5 ZIMMER KÜCHE SARG. Auch Amirpour, wie verlautet sehr horroraffin und -erfahren, versucht offensichtlich, Neuland zu erobern, besteht den oberflächlichen Erfolgstest dabei aber bloß bedingt. Wieso? Nun, sie verweigert dem Sujet eine fundierte Basis, nutzt das Thema lediglich als Hülle, über ihren Film gestülpt, der aus Genresicht zwar gleichsam Persiflage und Hommage darstellt, sich jedoch nicht wirklich dafür interessiert, obgleich Amirpour die „ ... grenzenlosen Möglichkeiten eines Vampirs“ preist. Vielmehr geht es um gefühlt weit Wichtigeres.

Und was ist das, bei gedankenschürfender Tiefenanalyse? Keine klar zu beantwortende Frage, Amirpour deckt ihre konkreten Ziele nirgends auf. Möchte dies ein feministisches Manifest schreiben? Ging es primär darum, den – vollkommen zwingend mit einem entsprechenden Werbespruch versehenen – „ersten iranischen Vampirwestern“ zu drehen? Soll eine schwebend-zarte, an der geradezu unmenschlichen Umgebung krankende Liebesgeschichte das Zentrum bilden, während ein politisch motivierter Kommentar sie umrahmt? Oder konnte sich die Langfilmdebütantin einfach und manchmal dann doch zu selbstvergessen regelrecht daran berauschen, audiovisuell tatsächlich einer atemberaubenden Welt zur Entstehung verholfen, dabei Bild- und Musikträume erschaffen zu haben, welche ausstellungsreif zu nennen sind?

Wer zufällig die Möglichkeit bekommt, mag der Dame weitere Informationen entlocken. Bis dato bleibt angesichts Amirpours Werk zwar eine trotz aller Zweifel nicht zu leugnende Faszination, deren flüchtige Nachhaltigkeit indes durch mehr Substanz deutlich langfristiger gestaltbar gewesen wäre.

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...