Originaltitel: A REVOLUTION ON CANVAS

USA 2023, 95 min
Verleih: Real Fiction

Genre: Dokumentation, Thriller

Regie: Sara Nodjoumi, Till Schauder

Kinostart: 22.08.24

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A Revolution On Canvas

Alles, was sie geben mußte

Gewalttätig, wütend, manchmal grenzüberschreitend, häufig Menschen vertierend: Die Gemälde Nickzad Nodjoumis sind mächtige, laute und provokante Spiegelungen seines Heimatlandes Iran, politischer Verwerfungen; im Künstler toben darob Dämonen. 1980 verschwinden unzählige Werke aus einer Ausstellung, brandmarken ihn Zeitungsschlagzeilen als Verräter, muß er fliehen, fürs nackte Überleben.

Tochter Sara spürt nun den Ereignissen nach, will erfahren, ob das vermißte Kulturgut vielleicht noch im Museum schlummert. Wie prekär sich jene Suche gestaltet, zeigen zur Unkenntlichkeit verzerrte Gesprächspartner, überpiepte Namen; verhaftete Filmemacher sind Alltag, ebenso brutal niedergeschlagene Proteste. Von Off-Kommentaren begleitetes Archivmaterial nähert sich den Gegebenheiten auf bekannten, doch hochspannenden Wegen, allerdings verwässert durch Ströme erschöpfender, oft unpassender Musik, eventuell der Idee geschuldet, sich inszenatorisch am Thriller zu orientieren.

Umso unnötiger, weil der Neuregisseurin parallel Grandioses gelingt – eine persönliche Öffnung. Sie befragt Vater Nickzad und Mutter Nahid schonungslos direkt, schält mittels Zeitsprüngen eine Beziehung heraus, welche letztlich daran scheiterte, daß Nodjoumi seine Familie auf dem Altar der höheren Sache opferte, Frau und Kind weit unter omnipräsentem Revolutionsbestreben positionierte. Diese schmerzliche, aber auch kathartische Analyse führt zu unvorhergesehener Berührung, vertieft das Thema über Nachrichtenreportagen oder informierende Zustandsbeschreibungen hinaus. Und demonstriert wahre Stärke, wenn Nahid sich trotz allem schützend vor Nickzad stellt. Bevor sie (um ihre Ehe?) weint.

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...