Originaltitel: A THOUGHT OF ECSTASY

D/USA/CH 2017, 90 min
FSK 18
Verleih: Drop-Out Cinema

Genre: Experimentalfilm, Erotik, Drama

Darsteller: Rolf Peter Kahl, Deborah Kara Unger, Lena Morris

Regie: Rolf Peter Kahl

Kinostart: 25.01.18

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A Thought Of Ecstasy

Hübsch-vernebeltes Kino für Geckos

Im Jahr 2019 gerät einem Mann, Frank mit Namen, ein Buch in die Hände, das eine Geschichte erzählt, in der er, Frank, eine maßgebliche Rolle spielt. Eine wahre Liebesgeschichte, die 20 Jahre zurückliegt und die, das darf man annehmen, eine ziemlich melodramatische Amour fou gewesen sein muß. In jedem Fall etwas, das schmerzhaft sehnsüchtig genug in Frank frißt, um den Kerl nicht nur manisch durch die Gedankenlabyrinthe dieses Buches, sondern auch zu den Orten der Handlung in selbigem zu treiben. Nach Amerika, in den Südwesten der Staaten. Dorthin, wo Marie, die einstige Geliebte und jetzige phantomgleiche Autorin, in der grandiosen Wüstenweite sich und der Welt verloren ging. Frank wird dem nachfolgen.

Doch, das ist erst einmal ein reizvoller Plot, der sich da in Rolf Peter Kahls A THOUGHT OF ECSTASY ausbreitet. Eine erzählerische Fata Morgana. Eine im Ton gedimmte, dabei fiebrige Phantasmagorie. Eine Luftspiegelung mit den stilistischen Versatzstücken aus Thriller, Roadmovie, Porno, Sci-Fi und Essay mit postmodernistischem Schnickschnack. Gute Musik, explizite Sexszenen und tolle Landschaft inklusive.Es wäre dabei freilich dennoch leicht, all das, diesen ganzen Film, als nervige Gespreiztheit wegzuwischen. Diesen Hybrid aus Kunstwillen-Affektiertheit und Pornokitsch samt eines allzu eitlen Regisseurs, der es sich nicht nehmen ließ, auch noch den Hauptdarsteller zu geben. Und dabei als dieser Frank wirkt wie ein Gecko an der Motelwand. Also eher niedlich pittoresk als charismatisch. Was dann aber, unter einem bestimmten Blickwinkel, vielleicht tatsächlich doch das einzig echte Manko dieses Werkes ist.

Denn dessen offensives Locken mit dem erotisch Spekulativen, seine inhaltliche Überfrachtung, die dieses Amerika des Jahres 2019 als das Land „nördlich der großen Mauer“ und mithin kurz vorm Klimakatastrophenkollaps inszeniert, das finale Aufschwingen zum antikisierenden Tragödien-Twist, die Off-Monologe eines Imitats philosophisch-poetischer Tiefschürferei inklusive Baudrillard-Zitat, all das, was einem zum reflexhaften Kritisieren geradezu auf dem Silbertablett angeboten wird, zerfließt zugleich wie Quecksilber, imprägniert den Film mit einer Atmosphäre, die doch recht hübsch zu benebeln vermag. Die einen dabei aber weniger in gedankliche oder sonstige Ekstase versetzt, sondern vielmehr in eine Stimmung wohligen Phlegmas. Die Geschehnisse beäugt man wie ein Gecko in der Sonnenhitze. Interessiert – und weitgehend unbeteiligt.

[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.