Originaltitel: L’ABBÉ PIERRE: UNE VIE DE COMBATS

F 2023, 138 min
FSK 12
Verleih: Splendid

Genre: Biographie, Drama, Historie

Darsteller: Benjamin Lavernhe, Emmanuelle Bercot, Michel Vuillermoz, Jan Oliver Schroeder

Regie: Frédéric Tellier

Kinostart: 04.07.24

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Abbé Pierre

Ein ganzes Leben – fast

Keine zehn Minuten dauert es, um sich im Gefühl bestätigt zu sehen, auf eine nächste Begegnung mit biographischem Massivkino zuzusteuern. Ein alter Mann steht gebeugt in offener Landschaft, die Stimme aus dem Unsichtbaren fragt bedeutungsschwer: „Hinterlasse ich eine bessere Welt?“, wohlfeile Szenerien werden alsbald zugegeigt und dichtgeblasen, Bilderfluten fließen opulent im Ausmaß von Landschaften und zeithistorisch exakt erfassten Räumen, säulengleich thront Schauspieler Benjamin Lavernhe mit einer schlichtweg respekteinflößenden Mehrgenerationenleistung. Abbé Pierre, übernehmen Sie bitte alle Seelen vor den Leinwänden! Auch die.

138 Minuten für ein 95jähriges Leben sind knapp bemessen, wenn man durch eben dieses Leben pflügen will. Regisseur Frédéric Tellier will. Es gehört dem echten Henri Grouès (1912-2007), Kapuzinermönch, Weltgeistlicher, Begründer der global agierenden Emmaus-Gemeinschaften, Kommandant im Weltkrieg, Kämpfer der Résistance, Abgeordneter der Französischen Nationalversammlung, unermüdlicher Helfer in Nöten, durch Starrsinn und Beharrlichkeit knapp davor entkommen, als auch umstrittener Popstar der Entrechteten und Armen verhökert zu werden. Ein unglaubliches Erdensein, fürwahr!

ABBÈ PIERRE rast mit dem Anspruch eines Überwältigungsfilms dort durch. Es ist Mäandern auf Speed. Wenn am Ende bleibt, jetzt mal genauer auf Grouès zu schauen, Texte von ihm zu lesen, Dokumentationen über ihn zu schauen, dann hat diese fiktionale Verdichtung im Grunde ihr Ziel erreicht. Als Mahnung für mehr Menschlichkeit, Solidarität und Nächstenliebe, frei von jeglichen Konfessionen, taugt sie eh. Botschaftskino eben.

[ Andreas Körner ]