Originaltitel: ABOUT SCHMIDT
USA 2002, 124 min
Verleih: Warner
Genre: Tragikomödie
Darsteller: Jack Nicholson, Kathy Bates, Hope Davis, Dermot Mulroney, June Squibb
Regie: Alexander Payne
Kinostart: 27.02.03
Ganze 42 Jahre mit der gleichen Frau verheiratet sein – Warren Schmidt hat das fast Unmögliche geschafft. Natürlich wurde Gattin Helen vom unerbittlich nagenden Zahn der Zeit nicht verschont: Ihr Schnarchen stört die Nachtruhe, gewisse Marotten treten auf, und sie duftet nicht mehr so verführerisch wie einst. Dennoch (oder gerade deshalb?) reißt ihr plötzlicher Tod eine unschließbare Lücke in die Existenz des aufgrund Pensionierung sowieso deprimierten Warren. Die Trauer und Hilflosigkeit schreibt sich der Witwer in Briefen an sein afrikanisches Patenkind von der Seele, doch diese Kommunikation bleibt einseitig. Auch Tochter Jeannie ist keine wirkliche Hilfe, was vor allem mit ihrem Verlobten zu tun hat – wo die Liebe hinfällt, bleibt sie eben liegen, und manchmal tritt sie sich einfach fest, weswegen der Erwählte ein schleimiger, für Schmidt absolut inakzeptabler Wasserbettenverkäufer ist.
Jeglichen Haltes beraubt, begibt sich Warren mittels Wohnmobil auf eine irrwitzig-berührende Odyssee voll magischer Momente, an deren Ende er schließlich Jeannies zukünftige Schwiegermutter in Gestalt Robertas, der herzlich-ordinären, tendenziell nymphomanen Matrone mit fragwürdigen Umgangsformen und Tischmanieren frisch vom Trog, kennenlernt. Die restlichen Mitglieder der hinterwäldlerischen Sippschaft entpuppen sich als nicht viel besser, und so hat Mr. Schmidt endlich wieder ein Ziel vor Augen: Seine vergötterte Tochter darf unter keinen Umständen Teil dieser Familie werden!
Kathy Bates alias Roberta zeigt beeindruckenden Mut zur Proll-Rolle, aber in allererster Linie funktioniert ABOUT SCHMIDT als hinreißendes Solo für Jack Nicholson, dessen sensible Studie jenseits großer Grimassen oder sonstiger Mätzchen den an sich schon außergewöhnlichen Film zu einem seltenen Glücksfall des Kinos veredelt – so komisch, traurig, schön, einsam, mitreißend, abstoßend, überraschend, bittersüß, überkandidelt und zermürbend, wie es das Leben nun mal ist.
Man lacht. Man weint. Man bangt. Und vielleicht gibt man sogar dem Drang nach, zum Schluß gleich noch eine Karte für die nächste Vorstellung zu kaufen, um mit seinem neuen Freund Warren viel mehr Zeit zu verbringen.
[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...