Originaltitel: AFTER WE FELL
USA 2021, 99 min
FSK 12
Verleih: Constantin
Genre: Drama, Liebe, Literaturverfilmung
Darsteller: Josephine Langford, Hero Fiennes Tiffin, Arielle Kebbel, Louise Lombard, Chance Perdomo
Regie: Castille Landon
Kinostart: 02.09.21
Gefühlt werden die „After Irgendwas“-Schmöker von Anna Todd immer dicker; in Sichtweite liegt gerade „After Love“ rum, und beim Gedanken, der Klopper könnte aus großer Höhe fallend auf den Fuß knallen, schaudert’s quer am ganzen Leib. Und wir sprechen vom Paperback …
Was sich dort auf knapp 1000 Seiten verbreitet, mögen andere untersuchen, es geht hier um den zugehörigen Film. Selbiger muß angesichts solchen Volumens gewiß bisher ungeahnte Tiefen ausloten! Erinnern wir uns daher dezent erwartungsfroh des Cliffhangers von AFTER TRUTH, welcher Tessas verschollenen Vater auftauchen und dann die Chose enden ließ. Nun ist der Papa also wieder da und will nach neun Jahren seine Chance nutzen, sich der Tochter anzunähern. Dafür zeigt Hardin null Verständnis und reagiert aggressiv, Tessa hingegen bemerkt glücklicherweise verbindende Gemeinsamkeiten: „Er ist Alkoholiker. Genau wie Du.“ Na bitte, schon steht der – stilecht nach einer Kneipenschlägerei beginnenden – Männerfreundschaft kaum was im Weg! Problem gelöst, das nächste lauert bereits ums Eck: mangelnde Kommunikation. Tessa möchte einen supertollen Job antreten, dazu Hardin gen Seattle schleifen, er wiederum plant ähnliches, nur heißt das Niederlassungsziel London. Man hat’s bislang voreinander verschwiegen, ergo: Konflikt! Das offenbart Lösungsbedarf, allerdings gilt es, Prioritäten zu setzen: „Wir müssen dringend darüber reden, aber ich hab jetzt Unterricht …“ Peinliche (mit Pein im Wortsinn) Dialoge? Check!
Handlungstechnische Steigerungen mag es fortan geben, zwischen neuerlichen familiären Geheimnissen, albernen Eifersuchtsattacken, allerlei allgemeinem Zwist und düster gemunkelten Krankheitsbildern, die möglicherweise zukünftig Relevanz kriegen, derzeit indes niemanden konkret interessieren, ging jedoch die Aufmerksamkeit verloren und kehrte nicht wirklich zurück. Worauf wäre sie schließlich zu richten – die Sexszenen? Ja, okay, es kommen diesmal Eiswürfel, Whirlpool und Spiegel drin vor, die Bettdecke bleibt davon unberührt unverändert hochgezogen, der BH fällt bloß zögerlich. Mittenmang bittet Hardin seine lusterfüllte Tessa heiser um Vertrauen – packt er jetzt etwa tolle Tricks aus? Nein, die sexuelle Revolution erschöpft sich im Doggy Style, eine FSK 12 war nie gefährdet.
Als Verhandlung toxischer oder sonstwie gearteter Beziehungen viel zu banal, für nach Erotik Hungernde zu verklemmt, aus dramatischer Sicht ein laues Lüftchen, zur mehr oder weniger steifen Brise aufgebauscht: trotz dreier unterschiedlicher Menschen auf dem Regiestuhl blitzen alle drei Teile identisch steril lackiert und fühlen sich adäquat an. Lediglich in einem Punkt tapst AFTER LOVE vielleicht einen kleinen Schritt über das Bekannte hinaus: Er propagiert aus noch greller gleißenden Leuchtlettern zusammengezimmert die unbedingte Notwendigkeit der Monogamie, trägt sie wie einen gigantischen Schild und bestraft sofort jeglichen Verstoß. Das darf man selbstverständlich so vertreten und sollte bei der heutzutage scheinbar zunehmend konservativ eingestellten Zielgruppe durchaus breite Zustimmung finden. Alternativ könnte man sich zum eigenen Wohl aber auch einfach entspannen. Und nebenher bessere Filme sehen.
[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...