Originaltitel: AFTER THE WEDDING

USA 2019, 113 min
FSK 6
Verleih: Telepool

Genre: Drama

Darsteller: Michelle Williams, Julianne Moore, Billy Crudup

Regie: Bart Freundlich

Kinostart: 17.10.19

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After The Wedding

Ein schonender Aufguß

Manchmal ist das wie ein Fluch. 2007 kam Susanne Biers NACH DER HOCHZEIT in die Kinos. Ein Film, der eine emotional wuchtige Geschichte mit jener inszenatorischen Souveränität und psychologischen Genauigkeit zu erzählen weiß, für die das skandinavische Kino zu Recht berühmt ist. Von den Leistungen der beteiligten Schauspieler ist da noch gar nicht gesprochen. Man kann das kurz machen: Selbst wenn man den Film seit seinem Erscheinen nicht noch einmal wiedergesehen haben sollte, dürfte man gewisse Szenen daraus so plastisch im Gedächtnis haben, daß sich die einst empfundene Erschütterung, diese ganz spezielle Kino-Gänsehaut, ruck, zuck reanimieren ließe. Was kann ein Film mehr wollen?

Er ist verständlich, der Wunsch, diese Intensität auf der Leinwand zu wiederholen. Ein Wunsch, der in Hollywood indes gleichzusetzen ist mit dem Glauben, daß es reiche, einfach den Film zu wiederholen. Nur etwas hollywoodesker; als Remake, das im konkreten Fall sogar mit einem Erzählkniff aufwartet, der etwas für sich hat – allerdings leider nur auf dem Papier.

Tauscht doch der amerikanische AFTER THE WEDDING jetzt erwartungsgemäß nicht nur den Ort der Handlung (USA statt Dänemark), sondern – Überraschung! – auch die Geschlechter seiner Hauptfiguren. Weshalb hier eine idealistische Isabel aus Kalkutta nach New York muß. Zur schwerreichen Unternehmerin Theresa, die mit einer hohen Geldspende lockt für das Waisenhaus, in dem Isabel arbeitet. Voraussetzung für die Transaktion: ein persönliches Kennenlernen, Einladung zur just anstehenden Hochzeit von Theresas Tochter inklusive. Doch was erst als lästige Exaltiertheit und Vereinnahmungsversuch aufscheint, demaskiert sich bald als Teil eines wohlüberlegten Plans, der Isabel nicht nur mit ihrer eigenen schmerzhaften Vergangenheit konfrontiert, sondern allen Beteiligten den Boden unter den Füßen wegreißen wird.

Der Fluch: Nichts wiederholt sich! Keine Erschütterung, keine Gänsehaut. Möglich, daß einen davon was anfliegt, wenn man das Original nicht kennt. Julianne Moore und Michelle Williams sind fraglos Schauspielerinnen, die das emotionale Fach beherrschen, und doch bleiben auch ihre Emotionen hier Remake-Emotionen, Nachgespieltes mit weiblicher Note. So wie der Film insgesamt wie ein zweiter, schonenderer Aufguß wirkt. Garantiert bekömmlich temperiert. Aber wird man sich später noch an irgendwas daraus erinnern?

[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.