D 2024, 108 min
FSK 12
Verleih: Port au Prince
Genre: Drama, Liebe
Darsteller: Aenne Schwarz, Carlo Ljubek, Youness Aabbaz, Sara Fazilat
Regie: Michael Fetter Nathansky
Kinostart: 30.05.24
Ein Kind, ein junger Mann, eine ältere Frau, ein Rindvieh gar – in all diesen Erscheinungen sieht die Fabrikarbeiterin Nadine ihren Ehemann Paul. Und das abhängig von der Situation: Ob er sie nun tröstet, mit ihr flirtet oder von ihr beschützt werden muß, wenn er mal wieder eine Panikattacke hat. Pauls „wirkliche“ Gestalt festigt sich erst nach und nach. Es ist ein eigenwilliger, aber durchaus naheliegender Kunstgriff, den der junge Regisseur Michael Fetter Nathansky in seinem Debütfilm benutzt. Denn wer war wohl noch nie durcheinander angesichts der völlig unterschiedlichen Rollen, welche ein und dieselbe Person einnehmen kann?
Das Fluide der Liebe beschreibt diese filmische Metapher sehr schön, auch wenn sie zunächst verwirrt und im Laufe des Filmes ermattet. Müde und erschöpft wirkt auch Nadine in vielen Szenen. Eine ruppige Frau, die mitunter sperrig und verletzend zu ihren Mitmenschen ist und sich in anderen Momenten hingebungsvoll kümmert. Es braucht eine exzellente Schauspielerin wie Aenne Schwarz, um so viel Widersprüchlichkeiten in einer Figur zu vereinen, ohne daß es aufgesetzt wirkt. Nadine weiß nicht mehr, ob sie ihren so charmanten wie kindsköpfigen Gatten eigentlich noch liebt. Aber sie hält an dieser Liebe so verzweifelt fest wie an ihrem Job in der Kohleindustrie, der vom Strukturwandel bedroht ist.
Auch das sieht man selten im deutschen Film: Menschen, die in der Industrie arbeiten, die eingezwängt sind zwischen Schichtdienst, Alltagssorgen und der Angst vor dem Jobverlust. Das Kölner Industriegebiet bildet die Hintergrundfolie zu diesem Film, in dem das Rauhe und das Zärtliche sehr nah beieinanderliegen.
[ Dörthe Gromes ]